WappenRVPfeilKlein

 

6. Etappe Alpentour 2009

Donnerstag, 27. August
Fiesch - Göschenen 90 km 2540 hm
Text: Thomas Thiele
Fotos: Tobias, Martin, Thomas und Horst

Nach wiederholt unruhigem Schlaf finden wir uns wie am Vorabend zur Massenabfertigung in der Kantine des Sport- und Feriencenter Fiesch (ca. 1000 Betten) bei gewohnter Frühstücksauswahl ein. Heinrich versucht anschließend beim Bezahlen die Rechnung mit dem Grund der nächtlichen Ruhestörungen runterzuhandeln, bleibt aber erfolglos. Wir vertrösten uns mit herrlichem Wetter und fahren fast pünktlich um 9:10 Uhr los, wartet doch heute mit dem Nufenen der höchste innerschweizerische Pass darauf von uns Pfeilern beradelt zu werden.


Vorm Anstieg zum Nufenenpass


Der Nufenenpass empfing uns mit sehr kühlen Temperaturen

Von der Juhe geht es den ersten km erstmal leicht bergab bevor zur Frühstücksverdauung die ersten Höhenmeter grüßen. Nach den ersten 150 hm und zwei Bäuerchen wird es wieder flacher und wir folgen weiter dem Rhônetal. In der Ortsdurchfahrt von Münster gibt es nochmals einen kleinen Anstieg bevor wir es auf einer leichten Abfahrt nach Ulrichen letztmals rollen lassen können. Folgendes können wir auf quaeldich lesen: „Durch seine hohe Durchschnittssteigung, seine zahllosen Serpentinen und seine Windanfälligkeit (in beiden Richtungen) ist der Nufenen einer der Härtesten.“ Oder wie Andreas ostdeutsche Bekanntschaft am Vortag auf dem Grimsel zu sagen pflegte, „ener von´n eglichsten“. Hiervon gewarnt nehme ich von Anfang an ein bisschen Gas raus und gehe die Sache etwas langsamer an. Nach der letztmaligen Überquerung der Rhône begrüßen uns die ersten Kilometer mit 12% Steigung. Ich sortiere mich mit Andreas und Jens ins Grupetto ein und suche den sagenumwobenen Rhythmus. Nach einigen Kehren wird es flacher und ich erspähe vor uns Heinrich, zu dem ich kurze Zeit später aufschließen kann. Es folgt eine Hochfläche auf der wir dem Tal fast nur noch gerade folgen und der Gegenwind spürbar zunimmt (ich bin froh bei Heinrich im Windschatten lutschen zu können). Nach einem Führungswechsel ist auch die Gruppe vor uns zu sehen, was Georg heute wohl vorhat? Bei Höhenmeter 1925 passieren wir die Alpe Ladstafel an der es frischen Zieger gibt. Beim kurzen Blick nach oben kann man schon die übereinander geschachtelten Kehren erkennen. Heinrich muss abreißen lassen und verflucht wahrscheinlich im Stillen die Moosalp.

Die Temperaturen sinken bis auf 13 Grad und bei leichter Bewölkung kommt man ins frösteln. Also lege ich einen Gang zu, genieße das Serpentinenfahren sowie die Bergkulisse. Auf der Passhöhe von 2478 Metern angekommen wartet wie gewohnt die leckere Zwischenmahlzeit, heute von Rebecca und Horst serviert. Zuvor ziehe ich mir jedoch noch schnell warme Kleidung an und flüchte vor dem kalten Wind hinters Auto. Am See machen wir anschließend ein Gruppenfoto bevor wir uns in die 23 km lange Abfahrt nach Airolo begeben. Ich freue mich mal auf eine Autobahn, aber müssen es gleich Betonplatten sein?
Auf den Nufenenpass folgte der St. Gotthard


Schmach am St. Gotthard

Es folgt die Schmach der Alpentour 2009.
Jens, Horst, Andreas, Steffen, Tobias und ich lassen uns im Aufstieg zum Gotthardpass von einer Kalifornierin mit Faltrad + Satteltaschen überholen und dabei plaudert sie noch lässig mit Rebecca (sie hatten sich schon vorher auf dem Nufenen kennengelernt).

Respekt vor dieser Leistung, zumal sie schon seit einigen Tagen in den Alpen unterwegs ist.

Martin jedoch haut heute mal richtig einen raus und fliegt die alte bepflasterte Poststraße von 1772 hinauf. Wir lassen es ruhiger angehen, rollt es doch eher schlecht. Der Mythos und die vielen Kehren des Val Tremola (Tal des Zitterns) laden vielmehr zum Genießen ein und bei den vielen Abzweigungen zur Bundesstraße kann man sich ja auch mal leicht verfahren.Zitat Steffen: „...Martin, musch au mol im Grupetto fahra, desch isch vei voll endschpannend...“ An der Passhöhe auf 2091 Metern angekommen wartet der große Touristenrummel. Deshalb schnell was von Georgs vorbereiteter Verpflegung genascht, Gruppenfoto und wieder weg hier.


Frauenpower in den Alpen

Die ersten Kilometer der Abfahrt hinab nach Andermatt folgen wir noch der bepflasterten historischen Straße, was aber ziemlich in die Arme geht. Überlege mir das doch noch mal mit Paris-Roubaix. Da bin ich dann doch froh als die geteerte Bundesstraße in Sicht kommt. Steffen überholt mich in gekonnter Manier und wir lassen es bis zum Sammelpunkt in Hospental richtig laufen. Beim Warten taucht auch plötzlich das verlorene Schaf Heinrich wieder auf. Er war vom Nufenen mit dem Auto direkt nach Göschenen gefahren und wollte eigentlich den Gotthard von Norden bezwingen.

Zusammen nehmen wir die letzten Kilometer der Abfahrt über Andermatt nach Göschenen in Angriff.

Hierbei kann es Steffen mal wieder nicht schnell genug gehen und prompt fährt er an der Ausfahrt zum Hotel vorbei. Heute sind wir im netten und neurenovierten Chalet-Hotel-Krone bei den norddeutschen Hoteliers Alexandra und Kai untergebracht. Wer mal einen Ausgangspunkt für Touren zum Furka-, Susten-, Nufenen-, Gotthard,- oder Oberalppass sucht ist hier bestens versorgt.

 

Heute wagen Rebecca, Tobias, Horst, Georg, Matthias und Jens noch eine Verlängerung zum Göscheneralpsee mit Blick auf das Sustenhorn und den Dammastock. Immerhin nochmals 680 hm auf 9,8 km.

Anschließend besuchen wir noch ein interessantes Museum über den Tunnelbau in Göschenen in einem kleinen Versuchsstollen, der zum Bau des Gotthard-Scheiteltunnels benutzt wurde. Den Abend starten wir mit einem leckeren Abendessen im Hotel. Tobias hatte tags zuvor noch extra Nudeln bestellt. Es gibt Salat mit leckerem Dip, Geflügelgeschnetzeltes mit Rigatoni und Nachschlag sowie zum Nachtisch eine Kugel Capuccino-Eis. Bei leckeren Getränken und Kartenspiel in der urigen Gaststube lassen wir den Abend ausklingen.


Verlängerung zum Göscheneralpsee


Am Göscheneralpsee