WappenRVPfeilKlein

Vom 22.-29. August 2009 waren 11 rennradelnde Pfeiler in den Alpen unterwegs.
In diesem Jahr war die Schweiz das Ziel.

Horst, Georg, Jens, Matthias, Martin, Andreas, Steffen, Tobias, Rebecca und Thomas am Gotthard

RV Pfeil Alpentour 2009

Nach den erfolgreichen Alpentouren 2006, 2007 und 2008 lautete für die Pässefahrer des RV Pfeil zu Jahresbeginn die spannende Frage: Gibt es 2009 wieder eine Alpentour und wohin wird sie führen?
Die noch junge RV Pfeil Alpentourtradition wurde auch 2009 vom 22. bis 29. August fortgeführt. Das Tourengebiet war die West- und Zentralschweiz. Die Etappen führten von der Schweizer Grenze über Bern, Montreux, durch das Rhonetal nach Andermatt – Göschenen zum Brienzer See und schließlich am Vierwaldstätter See entlang zurück nach Waldshut.
Folgende Anstiege waren zu bezwingen: Les Agites, Col de la Croix, Col du Sanetsch, Moosalp, Nufenenpass, St. Gotthardpass, Sustenpass, Große Scheidegg. Ganz hungrige Pässefahrer konnten Verlängerungsmöglichkeiten wie z B. nach Zermatt, Saas Fee, Furkapass oder Grindelwald nutzen.

 


 

1. Etappe Alpentour 2009

Samstag, 22. August
Erzingen - Bern: 135 km / 1250 Hm / Schnitt: 31,5 km/h
Text: Andreas Schiller
Fotos: Tobias, Martin, Thomas und Horst

Endlich geht es los: Die diesjährige Alpentour des RV Pfeil Tübingen durch die Schweiz kann beginnen. Die beiden PKW’s mit Fahrrädern, Gepäck und Insassen, sowie die Radler, die mit dem Zug anreisten, waren beinahe gleichzeitig um kurz vor halb zehn am Bahnhof in Erzingen eingetroffen. Nach den üblichen Vorbereitungen wie Räder checken, mit Sonnencreme einschmieren, überlegen, ob man doch mit Ärmlingen fährt, usw., stand die insgesamt 11-köpfige Pfeil Truppe zur Abfahrt bereit. Jetzt noch schnell ein erstes Gruppenphoto organisiert und eine Gedenksekunde für unseren leider aus beruflichen Gründen verhinderten Tourenchef Armin eingelegt und dann ging es aber wirklich los.


Start in Erzingen


Die erste Verflegung, ja wo bleibt sie denn??

Das Wetter war zum Radfahren fast ideal: Zwar noch etwas kühl, aber ansonsten bewölkt mit zunehmend sonnigen Abschnitten.

Gleich nach ca. 12 km erfolgte ein Minianstieg nach Küssaburg hinauf (die Verlängerung zur Burg wurde ohne Absprache, aber einvernehmlich, nicht in Angriff genommen), der die meisten dann endgültig auf Betriebstemperatur brachte.
Mit dem Tempo ist das dann ja so eine Sache: Vor der Abfahrt beschwört man noch unisono das langsame Einrollen bei der ersten Etappe, von wegen gemütlich und so weiter. Nach ein paar Kilometern ist dann aber alles wieder vergessen und der RV Pfeil-Express jagt mit nicht ganz so gemütlichem Tempo durch schweizerische Gefilde. Über Zurzach, Brugg und Veitheim rollt es immer der B 5 entlang nach Aarau. Obwohl wir bis Bern immer einer Bundesstraße entlang fahren werden, hält sich der Verkehr in Grenzen und ein zügiges und stressfreies Rennradfahren ist gewährleistet.
In Olten auf der Brücke über die Aare kam dann der erste Gedanke nach einer Verpflegungspause auf und so wurde per Handy Kontakt zur Catering-Crew aufgenommen, um Entsprechendes zu arrangieren. Dies war auch wirklich gut so, denn unsere beiden Gourmet-Chefs Horst und Tobias wollten gerade ihren rollenden Verpflegungstempel an einer Stelle vor Olten aufbauen, an der wir schon längst vorbei gefahren waren. Da hätten sie lange warten können und wären vielleicht ihre Leckerlis an die örtliche Samstags-Schönwettertruppe losgeworden, aber nicht an den Pfeil Express auf der ersten Etappe einer Alpentour.


Der RV-Pfeilexpress rollt Richtung Bern


Ankunft in Bern, wir warten bei Cappucino aufs Abendessen

Jedenfalls fand die ersehnte Verpflegung dann rund 10 Kilometer später in der Nähe von Egerkingen doch noch statt und das Warten hatte sich gelohnt: Tobias und Horst hatten gut eingekauft und es gab ordentlich was zu futtern.
Nach der Pause legte die 9-köpfige Pfeil-Truppe in punkto Tempo noch eine Schippe drauf. Vor allem Martin und Heiner taten sich bei der Führungsarbeit als Lokomotiven besonders hervor und zogen den Pfeil Express durch die hügelige Landschaft über Solothurn in Richtung Bern.
Kurz vor der Einfahrt in die Hauptstadt der Schweiz zeigte der Tacho einen starken 31er Schnitt an. So viel dann zu der Vorgabe eines Einrollens bei der ersten Etappe. Nach einigen Schwierigkeiten bei der Orientierung in der Innenstadt von Bern und einer ordentlichen Rüttelpartie (viel Kopfsteinpflaster) wurde dann auch die Jugendherberge gefunden und Quartier bezogen.
Abends noch der Pflichttermin in der wirklich sehr schönen Berner Altstadt. Insgesamt ein sehr gelungener Auftakt zu unserer diesjährigen Alpentour.

 


 

2. Etappe Alpentour 2009

Sonntag, 23. August
Bern – Montreux: 140 km + 2100 Hm
Text: Steffen Warias
Fotos: Tobias, Martin, Thomas und Horst

Heute waren Georg und ich auf dem ersten Teil der Strecke für die Verpflegung zuständig. Da die Verpflegungsfahrzeuge gestern ein wenig spät eintrafen wollte ich den Neulingen bei der Alpentour zeigen, wie das ein alter Hase macht. Geschickterweise war heute auch Sonntag und wir mussten nicht einkaufen :-), also ging es gemütlich mit dem Auto zum ersten Treffpunkt.

Unsere Radler erwartete, als sie an einem schönen und schattigen Plätzchen eintrafen, ein reich gedeckter Tisch. Auf der Etappe heute wartete noch der erste richtige Berg. Bisher wurden ja nur kürzere wenn auch hochprozentige Anstiege bewältigt, diese wurden dann natürlich immer mit mehreren Stöhnern und Flüchen in Angriff genommen.

Nach der reichhaltigen Verpflegung wechselten Georg und ich auf die Rennmaschinen und Martin sowie Andreas durften ans Steuer der Boliden. Die Strecke führte uns über eine sehr, sehr schlechte Strasse bei der uns klar wurde warum der Armin so denn er mit wäre sein Trekkingrad genommen hätte. Beim Hinauffahren hatten wir dann auch die zwei einzigen Platten der Tour, was bei den 1000 Schlaglöchern und Kieswegpavées nicht verwunderlich war.


Plattfuß auf dem Weg zum Lac de Hongrin


Oben am Lac de Hongrin war der Plattfuß schnell vergessen

Das einzig Gute an der Strasse war, das sie für den normalen Verkehr gesperrt war, unter der Woche wird die Strasse anscheinend fürs Militär genützt. Oben angekommen fuhren wir dann an einem Stausee entlang und bekamen dann auch noch einen Panzer zusehen welcher zum Glück am Wegesrand stand und nicht auf der Strasse, sonst wäre es nämlich ziemlich knapp geworden. Nach einem weiteren Anstieg erreichten wir einen herrlichen Aussichtspunkt mit Sicht über den Genfer See.


Grandioses Panorama mit Blick auf den Genfer See


Ankunft am Genfer See

Wir brauchten nun nur noch abzufahren dann noch ein kleines Stück im Rhônetal entlang und dann war Montreux schon erreicht. Auf der Abfahrt begegneten uns Martin und Andreas diesmal auch wieder mit dem Radel. Sie waren uns direkt von Montreux entgegen gefahren. Am Zielort angekommen fuhren wir am See in Klaus-Peter-Thaler-Manier entlang (Die älteren Leser dieses Berichtes kennen ihn, die jüngeren wie ich müssen nachfragen). In einem Café am See genossen wir noch die schönen Seiten der französischen Schweiz. Nebenher wurde über bestimmte Personen und Dinge aus längst vergangenen Tagen gesprochen. Ein erster Generationenkonflikt zeichnete sich ab,-). Auf der Fahrt durch die Stadt zurück zur JuHe gab es auch den einzigen Sturz der Alpentour. Aber es verletzte sich glücklicherweise niemand. Wir hoffen noch auf ein Youtube Video zur genauen Aufklärung.

Am Abend nach dem Essen ging es noch für ein, zwei Presserbier in die Stadt und somit machten wir auch gleich noch ein kleines Verdauungsspaziergängchen, bevor wir uns dann eine sehr laute Nacht mit vielen Güterzügen erwartete.

Mediterrane Stimmung am Genfer See

 


 

3. Etappe Alpentour 2009

Montag, 24. August
Montreux – Sion: 97 km / 2000 Hm
Text: Tobias und Rebecca Ziegler
Fotos: Tobias, Martin, Thomas und Horst

Trotz vergleichsweise wenig Höhenmetern (2300) sollte der dritte Tag für die Gruppe eine echte Herausforderung werden. Dafür gab es mehrere Gründe: Zunächst konnte von Regeneration angesichts von in 30-Minuten-Häppchen zerteilten Kurz-Schlafphasen keine Rede sein. Denn etwa in diesem Takt fuhren die Züge der Schweizer Eisenbahn in ca. 10 Meter Entfernung unmittelbar vor dem Fenster unserer – direkt am Genfer See gelegenen – Juhe in Montreux die ganze Nacht über vorbei. Dann entpuppte sich der wegen seiner mangelnden Bekanntheit vielfach unterschätzte Wald- und Wiesen-Pass Col de la Croix (1779 m) als wahrer Prüfstein. Erstens wegen der vom Genfer See aus zu bewältigenden 1300 Höhenmeter, zweitens wegen der Hitze an diesem Sonnenterrassenhang über dem Rhonetal und drittens wegen der hohen Anforderungen an das Orientierungsvermögen. Denn der so „kleine“ Pass war auch an mehreren Abzweigungen am Hang eher unscheinbar ausgeschildert. So kam es, dass einzelne Fahrer auf einigen Sackgassen-Stichsträßchen noch ein paar zusätzliche Höhenmeter sammelten, ehe sie ihren Irrtum bemerkten. Dennoch wurde der Col de la Croix schließlich von allen mit Bravour bewältigt und die schönen Tiefblicke übers Rhonetal bis zum Mont Blanc entschädigten für manche Mühen.


Col de la Croix, ein wahrer Prüfstein.
Georg in Siegerpose

Noch 800 schweißfreie Hm bis zum
Col du Sanetsch

Die Begleitfahrer der heutigen Etappe hatten freilich eine ganz andere Herausforderung logistischer Art zu bewältigen. Denn die Tatsache, dass der Weg nach Sion von den Autos nicht auf der Radroute über drei Pässe, sondern übers Rhonetal genommen werden musste, eröffnete ebenso interessante wie für manche verwirrende Möglichkeiten, wie die Fahrerwechsel bei der heutigen Etappe zu gestalten wären. Nach langen Diskussionen am Vorabend hatte man schließlich eine gute Lösung gefunden, bei der alle vier Fahrer Heinrich, Horst, Jens und Matthias auf Ihr Passvergnügen kamen. Den besten Deal machte dabei Heiner: als Belohnung dafür, dass er heute alleine den Einkauf und die Verpflegung am Col de la Croix übernahm, durfte er beim zweiten Teil der Etappe 2700 Höhenmeter Abfahrt bei nur 600 Höhenmetern Anstieg genießen. – Wie so etwas geht? Nun, die ganze Gruppe gönnte sich heute den Luxus, nach einem kurzen kleinen Passanstieg zum Col du Pillon (1546m) den letzten Pass des Tages überwiegend mit der Seilbahn zu erklimmen. Da die Straße auf der Nordseite des Col du Sanetsch geschottert und allenfalls für MTBs passierbar ist, überwanden wir die ersten 800 Höhenmeter von Gsteig aus mit der Kabinenbahn, an deren Außenwand die Rennräder am Vorderrad freischwebend über dem Abgrund aufgehängt wurden. Das Bangen, ob denn nun der Schnellspanner auch fest genug geschlossen war, ließ manchen während der 10-minütigen Auffahrt jedoch mehr Schweißtropfen vergießen als bei einem Aufstieg per Rad.


Am Sanetsch-Stausee


Verpflegungspause im Bergkaffee

Oben angekommen galt es nach einer kurzen Schiebepassage über die Almweide dann immerhin noch 200 Höhenmeter auf asphaltierter Straße vom Sanetsch-Stausee bis zur Passhöhe am Fuße des Gletschers zu überwinden. Dies gab einem das Gefühl, dennoch einen Pass bezwungen zu haben, wozu auch der tolle Panoramablick auf die Walliser Viertausender im Süden beitrug, deren Namen Martin den Interessierten kundig zu erklären vermochte.
Da sich die Abfahrt über 1700 Höhenmeter auf dem spektakulären schmalen Sträßchen angesichts vieler schöner Aussichtspunkte, einem langen Tunnel und vielen Serpentinen fast so lange hinzog wie ein Passaufstieg, wurde für die Mitte der Abfahrt eine „Verpflegungspause“ verabredet. Mangels Begleitfahrzeugen musste dafür ein Bergcafé aufgesucht werden, von denen es entlang der Straße viele gab. Mit der Auswahl wurde Becky, einzige Frau in der Gruppe, beauftragt. Ihr fiel dann auch die Aufgabe zu, die im Minutenabstand eintröpfelnden Fahrer durch heftiges Winken am Straßenrand zum rechtzeitigen Abbremsen vor dem Einkehrschwung zu bewegen. Ein Schauspiel, das die anderen Cafégäste amüsiert verfolgten. Als dann alle an einem Tisch im Schatten vor dem Café versammelt waren, schlossen sich weitere lange Minuten des Wartens an. Denn die En-Gros-Bestellung von knapp zehn Kaffees bedeutete für die beiden 70-jährigen Damen, die das urige Café betreiben, eine echte Herausforderung. Doch spätestens als der Kaffee dann nach geschätzten 20 Minuten charmant serviert wurde und als Gratis-Zugabe noch die letzten zwei Stückchen Apfelkuchen mit Vanilleeis auf dem Tisch landeten, waren alle glücklich und zufrieden.

 


Die Abfahrten ins Rhonetal waren sehr reizvoll, viele Fotostops wurden eingelegt

Bergwertung per pedes auf den Valeria-Kirchenhügel

Nach rasender Abfahrt durch die Weinberge empfing uns Sion im Rhonetal mit großer Hitze. Noch heißer wurde es uns jedoch beim Abendessen in der Juhe. Denn die Hoffnung, die Suppe möge einen Beitrag zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes des Tages liefern, wurde enttäuscht. Dem Koch war nämlich offensichtlich der Pfefferstreuer in die Suppe gefallen. So bescherte ihr Genuss manchem mehr Schweißtropfen auf der Stirn als alle Anstiege des Tages. Doch wenigstens kompensierten dann Hähnchen, Ratatouille und Spaghetti – nicht zuletzt wegen der nicht von allen geschätzten kräftigen Butterzugabe –mehr als reichlich den Kalorienverlust.
Um von den – angesichts fehlender Aufstiegshöhenmeter – nun fast zuviel zugeführten Kalorien gleich noch einige loszuwerden, wurde gegen den anfänglichen Widerstand einzelner noch eine zusätzlich abendliche Bergwertung auf dem Valeria-Kirchenhügel von Sion angesetzt, die freilich per pedes zu bewältigen war. Eine tolle Aussicht sowie ein kühles Bier in der schönen Altstadt von Sion entschädigten dann jedoch für den in der schwülen Abendluft vergossenen Schweiß.
So fielen schließlich alle erschöpft und zufrieden in ihre Betten. Doch die Hoffnung, das Schlafdefizit der vergangenen Nacht aufzuholen, wurde jäh enttäuscht. Denn es stellte sich heraus, dass die Juhe nicht nur unmittelbar an der Bahnlinie lag (was für Schweizer Juhes typisch zu sein scheint), sondern obendrein auch noch in der Einflugschneise des Flughafens von Sion… Die Hoffnung auf einen ruhigen Schlaf musste also vertagt werden.

 

 


 

4. Etappe Alpentour 2009

Dienstag, 25. August
Sion - Crans Montana: 66 km / 1362 Hm
Text: Martin Huber
Fotos: Tobias, Martin, Thomas und Horst

Auf dem Programm steht ein Erholungstag. Da am Nachmittag Regen angesagt ist, entscheiden wir uns für die Tour nach Crans Montana. Crans Montana steht immer mal wieder als Bergankunft auf dem Programm der Tour de Suisse. Dieses Jahr hat Tony Martin die Bergankunft gewonnen. Wir beschließen aber es etwas gemütlicher angehen zu lassen als die Jungs bei der Tour de Suisse.
Auch am sogenannten Ruhetag ging es auf den Berg, nach Crans Montana

Andreas stürmt ins Bergkaffee
Rebecca nimmt das Wort „Erholungstag“ wörtlich und bleibt in der Jugendherberge. Die anderen zehn nehmen die Etappe in Angriff. Nach Sion steigt die Straße in Serpentinen Richtung Grimisuat an und die Gruppe zieht sich schnell auseinander. Vor Lens schlängelt sich die Straße durch die Weinberge, bevor es an der Christusstatue „Christ Roi“ vorbei nach Crans hoch geht. In Crans sammeln wir die Nachzügler ein und rollen am Hang entlang durch Monatana Richtung Bergrestaurant „La Plumachit“. Dort angekommen genießen wir die Sonne, Kaffee und die leider etwas getrübte Aussicht auf die Walliser Berge. Leider ist die Spitze des Matterhorns nicht zu sehen und selbst das Weisshorn, hat sich mit Wolken verhangen.

Martin deutet uns die Walliser Berge,
leider etwas in den Wolken verdeck

Steffen greift jeden Berg an und
auch beim Kuchen greift er ordentlich zu
Nach der Mittagsrast trennen wir uns. Der Rest der Truppe fährt ab nach Sierre und übers Rhone Tal zurück. Ich mache noch einen Besuch bei einer Freundin in Crans und schaffe es vor dem angekündigten Regen in der Juhe zu sein.
Ein perfekter Erholungstag vor der schweren morgigen Etappe über die Moosalp nach Zermatt.

 


 

5. Etappe Alpentour 2009

Samstag, 26. August
Sion - Fiesch: 110 km / 2300 Hm
Text: Georg Thiele
Fotos: Tobias, Martin, Thomas und Horst

Heute also „kurz und flach“, was in unserem Fall 110 km und 2300 Hm das Rhonetal hoch, mit einem Abstecher in die Weinberge und dem Anstieg über die Moosalp bedeuten. Manchen ist das noch nicht genug und so wird mit diversen Verlängerungen, z.B. nach Zermatt geliebäugelt, was zusätzliche 56 km und 900 Hm bedeuten. Nach ausgiebigem Frühstück, Gepäck verstauen und Funktionstüchtigkeit der Fahrräder herstellen, der bange Blick Richtung Himmel. Hält das Wetter? Flugs werden noch Überschuhe, Regenjacke und -hose eingepackt. Hängen doch noch dunkle Wolken an den schweizerischen Bergen fest.


Frohen Mutes rollen die Pfeiler in die 5.Etappe
Nach kurzer Einrollphase, fahren wir in zügigem Tempo in Richtung Sierre. Die ersten Höhenmeter des Tages werden auf der Fahrt durch die Weinberge nach Salgesch und Varen erklommen. Vorne wird weiter Tempo gemacht und ich muss schon nach 100 Hm kurz abreißen lassen. Ich merke, heute geht nicht viel. Die ersten 4 Tage haben schon einiges an Kraft gekostet. Die Abfahrt ist kurz und viel zu schnell vorbei. Martin zieht uns die letzten flachen Kilometer bis nach Turtman. Nach kurzer Flaschenhalterbefestigungspause, geht es rechts ab in den Anstieg.

Schluss mit lustig. Die Nordwestanfahrt mit 24,5 km und 1509 Hm, die längste der 4 Möglichkeiten um auf die Moosalp zu kommen erwartet uns mit einer steilen Anfangspassage. Nach den ersten Serpentinen wird es etwas flacher und ich versuche meinen Rhythmus zu finden. Rebecca, Tobias, Steffen, Mathias und Martin sind schon längst meinen Blicken entschwunden. Mit Thomas und Heiner bilden wir das Groupetto. Auf einer schmalen Straße quälen wir uns nach Eischoll hinauf und müssen bergauf auch noch bremsen und anhalten als ein PKW zurücksetzt weil ein Laster entgegenkommt. Ansonsten ist auf dieser Nebenstrecke aber kaum Verkehr und man hat immer wieder schöne Ausblicke ins Rhonetal oder auf die gegenüberliegenden Dreitausender. Auch nach der kurzen Zwischenabfahrt läuft es weiter recht schwer, gibt es doch immer wieder steilere Abschnitte. Ich lege eine kurze Pause ein und genieße den letzten Blick ins Rhonetal. Aber ich muss weiter, immer „aufi“, der Berg ruft. Doch was ist das?

Heiner kommt mir an der ersten längeren Rampe in Bürchen entgegen. Er hat umgedreht und will es über Zeneggen probieren. Ich kämpfe mich weiter die Rampe hoch. Endlich wird es flacher und die Ronalpstraße schlängelt sich durch bewaldetes Gebiet aufwärts. Da sehe ich Thomas vor mir und versuche zu ihm aufzuschließen. Doch an der nächsten Rampe geht nichts mehr und so „krieche“ ich weiter. Langsam lichtet sich der Wald und die Almwiesen beginnen. Es scheint wohl keine Kühe auf der Alm zu geben, denn die Mücken stürzen sich auf mich. Mit wildem Gefuchtel versuche ich sie zu vertreiben. Zunehmend genervt mobilisiere ich die letzten Kraftreserven und bin als vermeintlich letzter oben.

Auf der Moosalp ist es recht schattig, aber das Wetter hält. Schnell in die Windjacke, nur nicht auskühlen.


Heute geht es auf die Moosalp:Ein ganz harter Brocken, dass mußte nicht nur Heiner feststellen

Nach kurzem Rundblick auf die in Wolken gehüllten Berge geht es in die lange Abfahrt. Die recht schmale Straße und vielen Serpentinen erfordern große Aufmerksamkeit. Immer wieder muss man scharf abbremsen. Erst nach der Ortschaft Törbel wird die Straße breiter und man kann es kurzzeitig laufen lassen. Mehrere Spiegel sollen die scharfen Ecken an den Felswänden absichern helfen und den Gegenverkehr sichtbar machen. Am Ortsanfang von Stalden wartet dann die erlösende Verpflegung. Jens und Horst haben gut eingekauft und ordentlich Brötchen geschmiert. Hier unten scheint dann auch endlich kräftig die Sonne und nach der Pause sind auch unsere nassgeschwitzten Trikots wieder trocken.
Da, ein weiterer Radfahrer kommt die Abfahrt herunter. Den kennen wir doch. Der „verlorene Heiner“ hat es sich doch noch mal überlegt und ist notgedrungen die Moosalp über Bürchen hoch. Respekt!

Hier in Stalden trennen sich die Wege.
Martin, Steffen, Mathias, Jens und Horst nehmen das Mattertal nach Zermatt unter die Räder. Während der Rest den direkten Weg ins Rhonetal nach Visp nimmt. Unten angekommen bläst uns auch schon ein kräftiger Gegenwind ins Gesicht. Über Brig, die letzte Steigung bei Grengiols und Lax erreichen wir schließlich die Jugendherberge in Fiesch. Völlig kaputt liegen Rebecca und ich am Boden.


Moosalp fordert seine Opfer...

Am liebsten würden wir gar nicht mehr aufstehen. Nachdem Heiner die Zimmerschlüssel organisiert hat und Tobias das Auto mit unserem Gepäck sucht (Andreas hat es weiter unten abgestellt und noch eine Fahrt auf den Grimselpass unternommen) raffen wir uns auf und begeben uns zu unserer Unterkunft. Auf dem riesigen Gelände des Sport-und Freizeit-zentrums gibt es auch ein Hallenbad. Also nichts wie hin und ein wenig erholen von den Strapazen des heutigen Tages.
Doch weit gefehlt. Das Hallenbad ist von Jugendlichen in Beschlag genommen. Der Bademeister hat alle Hände voll zu tun die Jungs und Mädels etwas in Zaum zu halten. Mit seiner Trillerpfeife macht er uns eine Bahn frei und so ziehe ich ein paar ruhige Bahnen soweit das der Wellengang zulässt.
Rebecca und Tobias gehen raus auf die Liegewiese. Thomas und ich schließen uns an. Bei schon etwas kühleren Temperaturen genießen wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages.

 


Gute Verpflegung verleiht gute Beine

Zermat bei Regen, das Matthorn leider verhüllt

Nach dem Abendessen mit 3-Gängemenü (Suppe, Hähnchenschenkel, Wilde Kartoffeln, Gemüse und Nachtisch (wieder kein Rösti)) treffen wir uns zu einer gemütlichen Skatrunde. Andreas und Steffen haben sogar noch Bier eingekauft, so dass wir nach Bock und Ramsch die nötige Bettschwere bald erreicht haben.

Die Nacht wird um 2.30 h leider noch durch eine Gruppe Jugendlicher und ihr Gegröle gestört. Da hilft nur eins: Ohrenstöpsel rein und Fenster zu.
Das Motto für die nächsten Tage: Hart bleiben. Wartet morgen schließlich mit dem Nufenenpass der höchste Innerschweizer Alpenpass auf uns. Dieser soll laut einem Sachsen, den Andreas am Grimselpass getroffen hat, der „eglichschte“ Pass den er jemals gefahren ist, sein.

 


 

6. Etappe Alpentour 2009

Donnerstag, 27. August
Fiesch - Göschenen 90 km 2540 hm
Text: Thomas Thiele
Fotos: Tobias, Martin, Thomas und Horst

Nach wiederholt unruhigem Schlaf finden wir uns wie am Vorabend zur Massenabfertigung in der Kantine des Sport- und Feriencenter Fiesch (ca. 1000 Betten) bei gewohnter Frühstücksauswahl ein. Heinrich versucht anschließend beim Bezahlen die Rechnung mit dem Grund der nächtlichen Ruhestörungen runterzuhandeln, bleibt aber erfolglos. Wir vertrösten uns mit herrlichem Wetter und fahren fast pünktlich um 9:10 Uhr los, wartet doch heute mit dem Nufenen der höchste innerschweizerische Pass darauf von uns Pfeilern beradelt zu werden.


Vorm Anstieg zum Nufenenpass


Der Nufenenpass empfing uns mit sehr kühlen Temperaturen

Von der Juhe geht es den ersten km erstmal leicht bergab bevor zur Frühstücksverdauung die ersten Höhenmeter grüßen. Nach den ersten 150 hm und zwei Bäuerchen wird es wieder flacher und wir folgen weiter dem Rhônetal. In der Ortsdurchfahrt von Münster gibt es nochmals einen kleinen Anstieg bevor wir es auf einer leichten Abfahrt nach Ulrichen letztmals rollen lassen können. Folgendes können wir auf quaeldich lesen: „Durch seine hohe Durchschnittssteigung, seine zahllosen Serpentinen und seine Windanfälligkeit (in beiden Richtungen) ist der Nufenen einer der Härtesten.“ Oder wie Andreas ostdeutsche Bekanntschaft am Vortag auf dem Grimsel zu sagen pflegte, „ener von´n eglichsten“. Hiervon gewarnt nehme ich von Anfang an ein bisschen Gas raus und gehe die Sache etwas langsamer an. Nach der letztmaligen Überquerung der Rhône begrüßen uns die ersten Kilometer mit 12% Steigung. Ich sortiere mich mit Andreas und Jens ins Grupetto ein und suche den sagenumwobenen Rhythmus. Nach einigen Kehren wird es flacher und ich erspähe vor uns Heinrich, zu dem ich kurze Zeit später aufschließen kann. Es folgt eine Hochfläche auf der wir dem Tal fast nur noch gerade folgen und der Gegenwind spürbar zunimmt (ich bin froh bei Heinrich im Windschatten lutschen zu können). Nach einem Führungswechsel ist auch die Gruppe vor uns zu sehen, was Georg heute wohl vorhat? Bei Höhenmeter 1925 passieren wir die Alpe Ladstafel an der es frischen Zieger gibt. Beim kurzen Blick nach oben kann man schon die übereinander geschachtelten Kehren erkennen. Heinrich muss abreißen lassen und verflucht wahrscheinlich im Stillen die Moosalp.

Die Temperaturen sinken bis auf 13 Grad und bei leichter Bewölkung kommt man ins frösteln. Also lege ich einen Gang zu, genieße das Serpentinenfahren sowie die Bergkulisse. Auf der Passhöhe von 2478 Metern angekommen wartet wie gewohnt die leckere Zwischenmahlzeit, heute von Rebecca und Horst serviert. Zuvor ziehe ich mir jedoch noch schnell warme Kleidung an und flüchte vor dem kalten Wind hinters Auto. Am See machen wir anschließend ein Gruppenfoto bevor wir uns in die 23 km lange Abfahrt nach Airolo begeben. Ich freue mich mal auf eine Autobahn, aber müssen es gleich Betonplatten sein?
Auf den Nufenenpass folgte der St. Gotthard


Schmach am St. Gotthard

Es folgt die Schmach der Alpentour 2009.
Jens, Horst, Andreas, Steffen, Tobias und ich lassen uns im Aufstieg zum Gotthardpass von einer Kalifornierin mit Faltrad + Satteltaschen überholen und dabei plaudert sie noch lässig mit Rebecca (sie hatten sich schon vorher auf dem Nufenen kennengelernt).

Respekt vor dieser Leistung, zumal sie schon seit einigen Tagen in den Alpen unterwegs ist.

Martin jedoch haut heute mal richtig einen raus und fliegt die alte bepflasterte Poststraße von 1772 hinauf. Wir lassen es ruhiger angehen, rollt es doch eher schlecht. Der Mythos und die vielen Kehren des Val Tremola (Tal des Zitterns) laden vielmehr zum Genießen ein und bei den vielen Abzweigungen zur Bundesstraße kann man sich ja auch mal leicht verfahren.Zitat Steffen: „...Martin, musch au mol im Grupetto fahra, desch isch vei voll endschpannend...“ An der Passhöhe auf 2091 Metern angekommen wartet der große Touristenrummel. Deshalb schnell was von Georgs vorbereiteter Verpflegung genascht, Gruppenfoto und wieder weg hier.


Frauenpower in den Alpen

Die ersten Kilometer der Abfahrt hinab nach Andermatt folgen wir noch der bepflasterten historischen Straße, was aber ziemlich in die Arme geht. Überlege mir das doch noch mal mit Paris-Roubaix. Da bin ich dann doch froh als die geteerte Bundesstraße in Sicht kommt. Steffen überholt mich in gekonnter Manier und wir lassen es bis zum Sammelpunkt in Hospental richtig laufen. Beim Warten taucht auch plötzlich das verlorene Schaf Heinrich wieder auf. Er war vom Nufenen mit dem Auto direkt nach Göschenen gefahren und wollte eigentlich den Gotthard von Norden bezwingen.

Zusammen nehmen wir die letzten Kilometer der Abfahrt über Andermatt nach Göschenen in Angriff.

Hierbei kann es Steffen mal wieder nicht schnell genug gehen und prompt fährt er an der Ausfahrt zum Hotel vorbei. Heute sind wir im netten und neurenovierten Chalet-Hotel-Krone bei den norddeutschen Hoteliers Alexandra und Kai untergebracht. Wer mal einen Ausgangspunkt für Touren zum Furka-, Susten-, Nufenen-, Gotthard,- oder Oberalppass sucht ist hier bestens versorgt.

 

Heute wagen Rebecca, Tobias, Horst, Georg, Matthias und Jens noch eine Verlängerung zum Göscheneralpsee mit Blick auf das Sustenhorn und den Dammastock. Immerhin nochmals 680 hm auf 9,8 km.

Anschließend besuchen wir noch ein interessantes Museum über den Tunnelbau in Göschenen in einem kleinen Versuchsstollen, der zum Bau des Gotthard-Scheiteltunnels benutzt wurde. Den Abend starten wir mit einem leckeren Abendessen im Hotel. Tobias hatte tags zuvor noch extra Nudeln bestellt. Es gibt Salat mit leckerem Dip, Geflügelgeschnetzeltes mit Rigatoni und Nachschlag sowie zum Nachtisch eine Kugel Capuccino-Eis. Bei leckeren Getränken und Kartenspiel in der urigen Gaststube lassen wir den Abend ausklingen.


Verlängerung zum Göscheneralpsee


Am Göscheneralpsee

 

 


 

7.Etappe Alpentour 2009

Freitag, 28. August 2009
Göschenen – Brienz (118 km, 3100 hm)
Text: Matthias Loy
Fotos: Tobias, Martin, Thomas und Horst

Als ich am frühen Morgen des 7. Tages der Alpentour 2009 in einem der urigen Zimmer des im kleinen Ort Göschenen gelegenen Chalet Hotel Krone erwachte, richtete sich mein erster Blick aus dem Fenster zum Himmel. Zufrieden schloss ich nochmals die Augen, da mir der Blick gutes Wetter für heute verriet. Immerhin stand nach der gestrigen schweren Etappe, die landschaftlich betrachtet das Prädikat Königsetappe verdient hat (die Höhepunkte waren Nufen-, und Gotthardpass (über die alte Poststraße) und als Verlängerung der Göscheneralpsee), die Königsetappe bzgl. des Schwierigkeitsgrades auf dem Programm: Es galt zunächst den Sustenpass (2224 m.ü.M.) über die Ostrampe mit Start in Wassen und nach einer langen Abfahrt die Große Scheidegg (1962 m.ü.M.) über die Nordostrampe von Innertkirchen aus zu bezwingen.
Daher war es heute besonders wichtig eine ordentliche Grundlage mit einem ausführlichen Frühstück zu schaffen. Nach dem Frühstück ging es an das bereits zur Routine gewordene Packen und Vorbereiten auf die kommenden Strapazen.

Leider hatte sich schon am Vorabend bei Martin eine Erkältung angekündigt, so dass er sich dazu entschloss auf dem Sustenpass in eines der Begleitfahrzeuge einzusteigen. Doch zunächst setzten sich Thomas und Jens ans Steuer der Fahrzeuge. Noch schnell von den sehr netten Besitzern der Unterkunft verabschiedet und los ging es. Nach gerade mal 5 km, die uns hauptsächlich bergab führten, erreichten wir bereits Wassen. Dort bogen wir links Richtung Sustenpass ab. Nun warteten auf etwa (flachstückfreien) 18 km gut 1300 hm.


Auf zum Sustenpass

Eine endlos erscheinende Gerade zum Sustenpas

Sofort steigt die Straße auf moderate 6-7% an. Da meine Beine besser mitmachten als noch am Morgen gedacht, setze ich Steffen nach, der sich gleich an die Spitze gesetzt hatte, ohne Rücksicht auf das noch nicht verdaute Müsli. Zusammen radelten wir durch einen Waldabschnitt der durch Galerien und über Brücken führte. Nachdem sich der Wald lichtete offenbarte sich uns ein einschüchternder Blick auf die ausstehende Strecke.

Die zwar gleichmäßig ansteigende Straße führt nämlich auf endlos erscheinenden Geraden am schmalen Meiental entlang. Der einzige Lichtblick ist eine in weiter Ferne gelegene 90 Grad Linkskurve, die jedoch eine weitere, zudem sonnenbeschienene, lange Gerade nach sich zieht.
Inzwischen hatte sich Steffen, der vom geschilderten Ausblick und noch nicht verdauten Müsli unbeeindruckt schien, alleine an die Spitze gesetzt. Den Rest der Strecke musste ich also alleine bestreiten. Nach ca. 13 km Anstieg war meine Motivation, wegen Ermüdung und monotoner Streckenführung, auf dem Tiefpunkt. Immerhin sorgte die kurz darauf folgende erste Linkskurve inklusive Änderung des Blickfeldes für etwas Abwechslung. Und als mich doch noch eine Serpentine (und gleich noch eine zweite) überraschte, konnte ich mir einen lauten Ausruf der Verblüffung („Wie hat sich den diese Serpentine hier her verirrt“) nicht verkneifen. Allerdings blieb es dabei, so dass ich schließlich froh war den unmittelbar vor der Passhöhe gelegenen Tunnel, der quasi die Grenze zwischen den Kantonen Uri und Bern darstellt, erreicht zu haben.


Zum obligatorischen Passfoto fand sich nur das Grupetto ein

Verpflegungstelle mit Blick auf den Steingletscher und das Mahrenhorn

 

Wegen der schöneren Aussicht hatten wir die Verpflegungsstelle in der Nähe eines Gletschersees mit wunderbarem Blick auf den Steingletscher und das Mahrenhorn ein paar Kilometer unterhalb der Passhöhe vereinbart. Nach einem opulenten Mahl mit süßen Stückchen, Schokokuchen, Traubensaft, etc. und einer kurzen Philosophie über die Risiken und den Sinn des Extrembergsteigens, machten wir uns auf die rasante Abfahrt Richtung Innertkirchen.

Am nächsten Sammelpunkt stellte sich heraus, dass Thomas aufgrund des ungewohnten Trikots, welches Steffen trug, selbigen nicht erkannt hatte und ihn deswegen im Anstieg zum Sustenpass hinter mir wähnte. Zumindest die älteren Teilnehmer fühlten sich an den berühmten Sportkommentar „Wo ist Behle“ erinnert. Nun stand der letzte große und schwerste Anstieg der Alpentour 2009 bevor: Die Große Scheidegg (über 1200 hm auf etwa 15 km).


Und nun kommt der härteste Brocken
der Alpentour 2009, die Große Scheidegg. Noch ist´s lustig!


Große Scheidegg, Steffen nimmt Maß
 

Die Steigung beginnt wie am Sustenpass in einem Waldabschnitt, aber auf schmaler Straße und 11-12% Steigung. Diesmal fuhren Steffen und Tobias sogleich auf und davon. Inzwischen war es recht warm geworden und der Schweiss floss in großen Mengen. Ich beschloss meine Radhandschuhe anzuziehen, um nicht bei steilen Rampen vom nassen Lenker abzurutschen.

Im Gegensatz zum Sustenpass ist dieser Anstieg sehr kurvig, abwechslungsreich und quasi frei von Autos. Zudem führt die Strecke eine ganze Weile an einem schön rauschenden, idyllischen Gebirgsbach entlang.
Ich war bei der Alpentour 2006 bereits über diesen Berg gefahren allerdings aus entgegengesetzter Richtung und meinte ungefähr zu Wissen was auf mich zukommen würde. Dennoch konnte ich mich nicht an die zwei längeren Flachstücke, die nun kamen und für die man später bitter bezahlen muss, nicht erinnern. Wenigstens konnte ich zwischenzeitlich die beiden Ausreißer wieder vor mir sehen.
Aber dann kam plötzlich der Hammer: Eine 18% Rampe.
Auch wenn die Steigung bald wieder auf etwa 9% zurückging, war für den Rest der Strecke nur noch beißen angesagt. Völlig erschöpft und halb im Delirium erreiche ich die Gaststätte auf der Passhöhe mit dem Fazit an, dass diese Anfahrt mindestens genauso schwer wie die Grindelwalder ist.

Die Aussicht auf die unmittelbar vor uns liegende Felsenwand ist sehr imposant und lässt mich die Anstrengungen schnell vergessen. Auch ist von hier aus das Berner Dreigestirn mit Eiger, Mönch und Jungfrau zu bewundern.
Während der kurzen Kuchenpause versuchte Georg sein Trikot im Wind zu trocknen. Zum Glück hat ihn keine Alm-Kuh mit einem Torero verwechselt.

Auf der Großen Scheidegg

Entspannung am Brienzer See
Die schmale Abfahrt nach Grindelwald stellte sich als nicht ganz ungefährlich heraus. Wegen einer kurzen Unachtsamkeit und Blick nach hinten, musste ich einen kurzen Ausflug ins Grüne machen, der aber ohne Folgen blieb. Regenwolken ziehen auf, so dass wir entlang der Westseite des Brienzer Sees im Expresstempo Richtung Ziel fahren. Regenfrei, aber erschöpft, erreichen wir die Brienzer Jugendherberge.
Diese liegt direkt am See, so dass es noch vor dem Abendessen zu einem erfrischenden Bad bei tollem Wellengang im See reicht.

Zum Abendessen gab es umstrittene, aber, wie ich meinte, leckere Polenta mit Pilzrahmsoße. Das war sehr nahrhaft! Den Abend ließen wir in gemütlicher Runde beim üblichen Panache oder Pression in einer der Brienzer Lokalitäten ausklingen. Auf dem Rückweg zur Juhe ging ich nochmals am See vorbei, um mir die angenehm rauschenden Wellen anzuhören. Etwas traurig dachte ich daran, dass wir am nächsten Morgen die schönen Schweizer Alpen Richtung Heimat verlassen würden.

 


 

8. Etappe Alpentour 2009 / Schlussetappe

Samstag, 29. August
Brienz – Waldshut: 134 km + 990 Hm
Text: Horst Bonhagen
Fotos: Tobias, Martin, Thomas und Horst

Das über die ganze Woche hinweg sommerlich schöne Wetter macht zum Abschluss der Alpentour 2009 eine Pause. Es zeigt sich zur letzten Etappe stark bewölkt und kühl. Eine typische Abschiedsstimmung, wenn die schönen Tage vorüber sind. Ein letztes gemeinsames Frühstück, Sachen packen und ein Abschiedsgruppenfoto.

Tobias und Rebecca hängen noch eine Woche Schweizurlaub -ohne Radfahren- dran, somit trennen sich hier in Brienz unsere Wege.

So starten wir als 9er Pfeilergruppe die 8. Etappe nach Waldshut.
Martin fährt heute das Begleitfahrzeug und sorgt für die Verpflegung, die wir in Hochdorf nach ca. 70 km vereinbart haben.
Etappenstrategie: Tempo fahren, rechtzeitig am Waldshuter Bahnhof ankommen.
Die geplante Zugverbindung nach Tübingen startet um 15:15 Uhr, ansonsten 2 Stunden später, was keiner will.


Abschied in Brienz

 


Start zur letzten Etappe nach Waldshut

Nur wenige Km geht es flach bis zum Anstieg auf den Brünigpass. Der letzte Pass der Alpentour 2009 nimmt sich mit 1008m eher bescheiden aus und erinnert mit seinen 400 Hm an den einen oder anderen Schwarzwaldanstieg. Zum Anstieg bescherte uns das Wetter kurzfristig etwas Nieselregen, ist aber kaum der Rede wert. Den Streckenverlauf in Richtung Luzern sind wir überwiegend auf Land- und Bundesstrassen gefahren, begleitet von dichten Wolkenfeldern. Irgendwann jedoch zeigte sich am nördlichen Horizont ein blauer Himmelsstreifen.


Linzer Torte zur großen Freude von Heiner

Martin hat im Raum Hochdorf für die letzte Verpflegung einen Feldweg an einem schönen Blumenacker gewählt und uns mit herrlich frischen Brötchen und Linzer Torte (Heiner strahlte!) empfangen.
Passend dazu hat sich das Wetter wieder auf sommerliches Niveau zurückbesonnen.

Gut gestärkt ging es dann an die letzten 70 km auf der B26 über Lenzburg und Brugg nach Waldshut.
Ankunft Waldshut: 14 Uhr mit einem 29er Schnitt.

Reichlich Zeit also noch Sachen der Zugfahrer aus dem Auto zu holen und gemütliches Abschiednehmen mit viel Rückschau auf die tolle, leider so schnell vergangene Woche der Alpentour 2009.

Ebenso wurden aber auch verschiedene Pläne und Vorfreuden gen Tübingen zum Besten gegeben: Vorhaben der nächsten Radtour, Sonntags-Rostbraten, neues Rennrad kaufen, Ausruhen, Entspannen, Schlafdefizit aufarbeiten (Übernachtungen in den JuHes war faktisch nur ein „Ruhen“), etc.

Steffen fährt direkt nach Basel zurück. Heiner, Georg T., Jens und Matthias fahren per Zug heim. Martin, Thomas, Andreas und Horst per Auto nach Tübingen.


Die letzten Kilometern der Alpentour 2009

Schlussbemerkung:
Im Vorjahr eine erste kleinere, viertägige Alpentour und dieses Jahr nun meine erste Teilnahme an Armins Alpentour über 8 Tage. Für mich eine sehr schöne und gelungene Tour in einer tollen und miteinander orientierten Pfeilergruppe. Die Stimmungslage war bestens.
Die prima ausgearbeiteten Tourenpläne ließen viele Bedürfnisse zu und das bei schönstem Sommerwetter. Durch die sinnvolle Verteilung der Begleitfahrzeugdienste (vormittags oder nachmittags) konnte jeder Teilnehmer täglich Radfahren und so zumindest einen Pass oder eine Teilstrecke fahren. Mein persönliches Pass-Highlight war der St. Gotthardpass über die alte gepflasterte Poststrasse durch´ s Val Tremola. Somit kenne ich den Gotthard nun auch von oben, statt bisher nur von unten durch den Autotunnel, was ein Unterschied!
Bleibt noch anzumerken, dass wir Alle gesund (ohne Stürze oder Verletzungen) munter und zufrieden zurückgekehrt sind, in Vorfreude auf eine weitere Alpentour 2010, mit hoffentlich mehr Schlafkomfort.