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6. Etappe: Alleghe – San Martino di Castrozza (73 km und 3100 HM)


Das gute Wetter vom Vorabend hält an und wir starten am See von Alleghe mit einer neutralisierten aber trotzdem schnellen Abfahrt die Straße ins Tal hinunter. Erst nach fünf Kilometern muss man das erste Mal wirklich Kraft aufwenden, denn es geht eine Straße hoch bis zu einem kleinen Dorf. Dort staut sich unser Teil des Feldes, weil das Sträßchen extrem steil und eng wird. Auch auf dem folgenden Schotterweg schieben viele lieber gleich. Und auf den flacheren vermatschten Wegen hat man sowieso keine Möglichkeit, wieder in Schwung zu kommen.

Es folgen mehrere Kilometer Auf- und Ab, dass alles aber mit vielen Trails, Sonne und grandiosen Ausblicken. Erst ab KM 25 beginnt ein längerer Anstieg auf einer Militärstraße, unterbrochen von einer längeren Schiebestrecke bis kurz vor die erste Verpflegung. Hinter der folgt dem Pass eine schnelle Teerabfahrt und dann geht es in den nächsten Anstieg. Diesen erkenne ich erst kurz vor dem höchsten Punkt als Passo die Lusia wieder.

Von diesem geht es annähernd flach weiter, bis wir ab einer Alm auf einem Trail ins wunderschöne Val Venegia abfahren. Leider auf nassen Steinen und Wurzeln, so dass wir viel tragen müssen. Technisch besser Fahrer mit Fully können die Abfahrt dagegen genießen. Zumindest bei mir ist dann ab der zweiten Verpflegung der Akku komplett leer. Der Gegenwind zum letzten Anstieg hin kostet viel Kraft und die eigentlich einfach Straße zur Baita Segantini quäle ich mich nur noch weit hinter meinem Partner hoch, bin froh über die paar fallenden Regentropfen, damit ich eine Ausrede habe zum Anhalten und Regenjacke anziehen.

Auf der Schotterabfahrt zum Passo Rolle machen wir ganz langsam, nachdem wir an einem Verletzen mit Infusion im Arm vorbei gefahren sind. Ebenso auf der nassen Teerstraße. Die letzten Meter nach San Martino di Castrozza geht es dafür auf einem tollen Single-Trail runter. Für einen Zielsprint gegen ein anderes Team fehlt mir am Ende aber jede Kraft.

 

unterwegs auf der 6. Etappe

 

 

 

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Vorsicht auf der Abfahrt

 

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ein Blick aufs Fahrer-Camp

 


7. Etappe: San Martino di Castrozza – Trento (122km und 2600 HM)


Ein weiterer Start bei bestem Wetter. Nur kurz geht es im Ort bergauf, dann folgt eine lange und schnelle Schotterabfahrt über viele Kilometer. Ideallinie kann man allerdings nicht immer fahren, zu viele Fahrer sind noch um einen herum. Immer wieder stehen Leute am Rand und flicken Reifen, noch hatten wir keine Panne. Nach kurzen Zwischenanstiegen folgen teils tolle Trails bergab, einer sogar mit sechs Haarnadelkurven. Dann erst kommt nach der Verpflegung der einzige lange Anstieg des Tages.

Knapp 1300 HM geht es mit überwiegend sanfter Steigung zum Passo Cinque Croci hinauf. Bei uns läuft es bestens und wir können sogar den ein oder anderen überholen. Dafür verlieren wir auf der ewig langen Abfahrt wieder viele Plätze. Diese findet bis auf die ersten zweihundert von fast 1700 Höhenmeter komplett auf kleinen Teerstraßen statt und ist immer wieder richtig steil. Bis auf über 30°C wird es im Tal warm, erstmals seit Tagen. Dass Mountainbiken kein Gruppensport ist, merkt man auf den folgenden 30 km im Tal. Es formiert sich einfach keine ordentliche Windschattengruppe.

Unsere Sorgen sind bald aber anderer Natur: Urplötzlich springt mir der Tubeless-Vorderreifen von der Felge und ich muss das Rad zum stehen bringen. Etwas unter Schock montieren wir einen Schlauch und pumpen sicherheitshalber auf nur ein Bar auf. Die letzten Kilometer werden damit zu einer unschönen Angelegenheit. Mit wild eierndem Vorderrad und vor allem in den Kurven schwammiger Lenkung geht es zum letzten kurzen Anstieg. Seltsamerweise sind eine gefühlte Ewigkeit keine Mitfahrer zu sehen. Erst auf der letzten Abfahrt zum vorverlegten Ziel werden wir nochmal von einer kleineren Gruppe überholt. Für die traumhafte italienische Landschaft habe ich höchstens nur ein Auge, das andere ruht immer auf meinem Vorderrad, als zum Schluss noch eine lange Abfahrt ins heiße Trento runtergeht, wo ich mir gleich beim Reifensupport einen neuen Reifen aufziehen lasse.