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Text: Karen Petersen
Fotos: Karen Petersen, Armin Huber

Die Idee am Ötztal Radmarathon teilzunehmen, entstand schon ein ganzes Jahr vorher,
nämlich auf der RV- Pfeil- Alpentour 2007.
Damals fuhren wir von St. Leonard über das Timmelsjoch und anschließend den Rettenbachferner hinauf.

Da muß doch noch mehr gehen, dachte ich mir, und der Plan am Ötzi teilzunehmen reifte in meinem Kopf.
Einige um mich herum, dachten sicher, dass ich spinne, gerade das erste mal eine Woche in den Alpen... jaja, fahr Du mal Ötzi...
Wie gesagt, die Idee reifte:
Im Januar erfolgt tatsächlich die Ausschreibung auf der RV- Pfeil Homepage, es sollte ein Team für den Radmarathon zusammen gestellt werden.

Und so meldeten sich 12 Fahrer ( Miriam Preyer, Armin Huber, Martin Huber, Stefan Siebertz, Reiner Hähnle, Andreas Schiller,
Georg Fenzke, Michael Stempel, Steffen Warrias, Bernd Geiser, Uwe Vorbeck, Andreas Koch, Klaus Greif, Karen Petersen) darunter zwei Gastfahrer aus Hamburg, zur Registrierung beim Ötztal- Radmarathon an.

Die Registrierung lief den ganzen Februar über. Anfang März folgte dann die Auslosung der gemeldeten Fahrer.
Und.... wir hatten Glück: unser gesamtes Team wurde ausgelost.
Nun wurde alles etwas realer:
238 km....ok.
5500 HM, na ja, ich weiß nicht... daran sollte gearbeitet werden.

Bei der Vorbereitung halfen der GP Triberg (173 km / 3600 Hm) und der Alb- Extrem Radmarathon, damit waren auch schon mal 260 km und immerhin 4000 HM erfahren. Zum Schluß gab natürlich die Alpentour 2008 die letzte Beinkraft.

Klaus und ich reisten schon etwas früher als die anderen Pfeiler in Sölden an. Auf dem Weg durch das Ötztal fuhren wir ausnahmsweise mal mit dem Auto zur Streckenbesichtigung das Kühtai hinauf.
Dort stehen wirklich Kühe auf der Straße, ich dachte bis dahin es wäre ein Witz des Veranstalters.
„Teilweise ganz schön steil“, war das Fazit, aber am ersten Berg hat man ja noch Kraft....

Wir bezogen ein schönes Zimmer im Waldcafe in Sölden und konnten sogar unsere Räder mit auf den Balkon nehmen.
Denn gestohlene Räder war das Schlimmste, was jetzt noch passieren konnte.

Freitag morgen trafen wir Lothar Wolf, mit dem wir ganz gemütlich nach Vent (immerhin auf 1900 m Höhe) radelten.
Das Wetter war super, die Stimmung gut, also entschlossen sich Klaus und Lothar noch zum Timmelsjoch hoch zufahren.
Mir war das doch etwas fiel und ich machte auf halber Strecke kehrt.
Abends trafen dann die zwei Hamburger ein.
Wir holten noch unsere Startunterlagen und das erste mal kam der Gedanke auf, was es wohl für ein Gefühl ist, hier am Sonntag über die Ziellinie zu fahren.....

Samstags radelten wir dann noch mal nach Vent, stärkten uns mit Germknödeln, abends kamen die anderen Pfeiler an. Die meisten hatten ebenfalls das gleiche Hotel gebucht. Wir stärkten uns noch mal richtig mit ganz viel Pasta und gingen dann hinunter in die Tennishalle, um uns die letzten Infos zum Rennen zu holen.

Stefan, Reiner, Steffen, Armin, Klaus, Andreas, Martin

Dann ab ins Bett, denn um 4.50 Uhr sollte am Morgen der Wecker klingeln.
Und das tat er auch! Ich hab in der Nacht erstaunlich gut geschlafen.
Die Wirtin hatte ab 4.45 Uhr alles zum Frühstück gerichtet und so konnten wir uns gut stärken.
Um kurz nach 6 Uhr wurde es dann ernst: auf die Räder und runter zum Start.
Wir trafen Miri am vereinbarten Platz, zufällig auch Lothar, und warteten gemeinsam mit weiteren 4500 Startern eine halbe Stunde auf den Startschuß.
Ungefähr elf Stunden später wollten wir erneut hier durch rollen.
Die Wettervorhersage war gut, ab Nachmittag erst Regen und auch am Morgen war es einigermaßen lau, so dass Ärmlinge und Jacke ausreichend waren.
Dann ging es los, langsam bewegte sich das Feld zur Startlinie. Alles lief sehr diszipliniert ab.
Selbst ein sehr früher Unfall, hinter einem Tunnel, wurde frühzeitig angesagt und alle konnten gut reagieren und rollten langsam vorbei - ärztliche Versorgung war schon vor Ort.
Ab ging es nach Ötz, die ersten 32 km waren in 42 min gefahren, doch dann bogen zum Kühtai ab und das Tempo verlangsamte sich drastisch.
Besonders auch, weil lustige Radler plötzlich bremsten um ihre Jacken auszuziehen, und das teilweise halb auf der Straße stehend. Danke!
Am Aufstieg des Kühtai blieb Miri hinter und Lothar vor uns, jeder kurbelte den ersten Berg in seinem Tempo hoch.
Die teilweise heftigen Rampen verlangten mir ganz schön was ab, doch es gab auch immer wieder flachere Passagen zum Erholen.
Oben angekommen hatte ich den ersten und einzigen Einbruch der Tour.
Wie sollte das noch 180 km weitergehen? Das ist nicht machbar!
Was soll`s...nun sind wir hier:
Banane in den Mund, Kopf ausgeschaltet und auf in die geniale Abfahrt nach Innnsbruck.

"Über den Brenner rutscht man so rüber", war eine Aussage, "den Brenner darf man nicht unterschätzen" eine andere.
Ich entschied mich für die letztere. Der Brenner ist nicht nichts! Wir fanden aber zu Beginn eine gute Gruppe, die später etwas pennte und die Schnelleren ziehen ließ.
Kaum einer war zur Führungsarbeit bereit, vorne wurde kaum gewechselt. Irgendwann war es Klaus zu blöd und er begann vorne das Tempo anzuziehen.
Ups, plötzlich konnten doch alle wieder treten und versuchten sein Hinterrad zu erhaschen.
Dass wir im selben Trikot fuhren und damit offensichtlich zusammen gehörten, war einem Mitfahrer dabei total egal und er versuchte ganze dreimal mich von Klaus Hinterrad wegzudrücken. Von hinten kam plötzlich eine bekannte Stimme und Armin war bei uns. Zusammen erreichten wir den Brenner und hatten bis dahin immerhin noch einen 29er Schnitt!

Klaus zieht die Gruppe über den Brenner..

...von Karen dicht gefolg
Supergut lief die Abfahrt nach Sterzing und schon waren wir am Fuß des Jaufen.
Mir ging es prima und munter kurbelte ich den Pass hinauf. Ich überholte lauter Radler mit den tollsten Rädern, da bekommt frau einen richtigen Höhenflug, oder war es doch das Redbull mit Wasser in der Trinkflasche?
Oben am Pass war ich dann doch erschöpft und wir legten eine etwas längere Pause ein.
Ein zügiger Klogang wurde auch durch die sensiblen Mägen der Männer verhindert, die das einzige Damenklo besetzten.
Die Abfahrt vom Jaufen, lief durch relativ schlechten Straßenbelag nicht ganz so flüssig.

Unten in St. Leonard dann der obligatorische Blick auf die Kirchturmuhr: 13.50 Uhr!!!
Ich kippte fast vom Rad! Bei unserer Streckenplanung war 14 Uhr als absolute Bestzeit vorgesehen, 15 Uhr im worst-case.
Hey, was sollte da noch passieren? Wir müssen nur noch über das Timmelsjoch!
Endorphin trunken machten wir uns an den Anstieg.

Armin kam noch mal von hinten an uns ran, doch ihm machte die Hitze zu sehr zuschaffen.
Ich hatte die unteren Anstiege auch unterschätzt und es wurde doch ziemlich mühsam.
Auf halber Höhe in Schönau gab es nochmal eine Verpflegung, bei der wir auch Michael Stempel und Georg Fenzke trafen.

Nur noch über diesen Berg, spulte ich monoton in meinem Kopf ab.
Da müssen wir rüber, sonst kommen wir nicht nach Sölden.
Treten, trinken, treten, trinken, die Flasche nochmals kurz am Wasserfall nachfüllen, treten, treten.....
Alles erschien unendlich langsam, doch wir überholten immer noch Fahrer.
Viele schoben schon ihr Rad, wir saßen immerhin noch drauf.

Dann kamen die Kehren, der Höhenmesser zeigte 2200 Hm. Es ist nicht mehr weit, noch 300 Hm, dann ist es fast geschafft.
Zum Glück wurde es oben wieder flacher. Über dem Gipfel türmten sich die Gewitterwolken.
Dann war der Gipfel erreicht. Es war geschafft. Unglaublich!
Immerhin noch in einem 12,4er Schnitt ab St. Leonard war das Timmeljoch erklommen.

Doch zum Genießen blieb wenig Zeit, denn die Wolken wurden immer dichter, der Wind zog an.
Also gleich in die Abfahrt, die letzten Höhenmeter zur Mautstation hinauf:
das muss jetzt noch gehen!

Dann so schnell wie möglich runter nach Sölden, so schnell es der Wind eben zuließ.
Punkt 17 Uhr erreichten Klaus und ich gemeinsam das Ziel in Sölden, gerade als der erste Regen begann.
In 10.07 h sind war den Ötztal- Radmarathon gefahren - ich glaube das heute noch nicht.
Niemals hatte ich damit gerechnet!
Klaus als immerhin genau 100. seiner AK,
ich als 8. Frau in meiner AK (was als Frau natürlich auch leichter ist).
Wieder einmal hatten wir so ein unglaubliches Glück.
Das beste Wetter, keine Panne, keinen Unfall. Dafür bin ich sehr dankbar!
Nach Abgabe des Transponders fuhren wir langsam zu unserem Hotel zurück.
Steffen winkte uns im Ort noch zu. Schon geduscht und umgezogen.
Er fuhr die tolle Zeit von 8.47 h und war damit mit Abstand der schnellste Pfeiler. Toll!
Alle des Teams RV- Pfeil Tübingen kamen wieder gut in Sölden an.
Auch wenn Andreas Koch aus HH leider kurz vor dem Timmelsjoch aufgeben mußte, war auch er zufrieden und das kann er auch sein!
Denn: wie viel Deichhöhen haben Kühtai, Brenner, Jaufen und Timmelsjoch nochmal zusammen?

Zum Schluß ein großes Lob an die Veranstalter:
Die Organisation hätte kaum perfekter sein können. Die Straßen waren fast immer gesperrt, auf der Strecke waren Notfall- Motorräder mit ärztlicher Versorgung und Pannenservice unterwegs.
An der Verpflegung gab es ausreichend zu Essen, die Wasserflaschen wurden einem superschnell gefüllt.
Am Timmelsjoch stand wegen der großen Hitze ein extra Wasserwagen breit.
Es war einfach ein toller Abschluß der Radsaison 2008.
Ich freu mich schon auf nächstes Jahr!