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 sonnenuntergang

Das Drei-Phasen-Prinzip  - oder so fühlen sich 620 km auf dem Rad an

Andreas Herrmann, einer unserer Langstreckenspezialisten, schreibt einen ausführlichen bebilderten Bericht über das 600er-Brevet in Osterdorf, Bayern.

 

Osterdorf bei Treuchtlingen. Regierungsbezirk fränkische Wallachei, irgendwo bei Donauwörth. Die Adressen im Dorf haben keine Straßennamen, nur Nummern. Strom und fließend Wasser gibt es hier. Heute auch ausnahmsweise viel Sonne. Und die Osterdorfer!

Fleißige, engagierte, humorvolle Menschen. Etliche davon verbringen einen Großteil Ihrer Zeit damit, anderen Menschen, meist Bewohnern wesentlich größerer Städte, das Fahren langer Distanzen mit dem Fahrrad nicht nur zu ermöglichen, sondern so angenehm wie möglich zu gestalten. Sie mieten den Veranstaltungsraum des Dorfes an - eine ehemalige Schule – dekorieren sie, kochen Essen, bewirten die radelnden Gäste und stellen sogar Schlafmöglichkeiten für die Sportler zur Verfügung. Großartig!

Die Veranstaltungen in Osterdorf sind eine der Hauptattraktionen der deutschen „Randonneurs-Szene“, die sich der Bewältigung großer Entfernungen mit dem Fahrrad ohne fremde Hilfe verschrieben hat. Jedes Jahr wird eine Serien mit ansteigenden Distanzen angeboten. Heute steht die Königsdisziplin, der Super-Randonneurswertung an, das 600er-Brevet. 40 Stunden hat man Zeit, die vorgegebene Strecke abzuradeln. Genau festgelegte Kontrollpunkte müssen angefahren werden. Stempeleinträge der Kontrollstellen (Tankstellen, Tourismus-Büros, o.ä.) in einem kleinen Büchlein dokumentieren dies.

Dieses Jahr wird der 600er in Osterdorf stattliche 620 Kilometer lang sein. Ein kleine – aber wie wir merken werden - entscheidende Differenz.

Meine Partnerin stellt sich dieser Distanz zum ersten Mal. Ich habe schon zwei Ausgaben der grandiosen Freiburger Strecke durch das Jura aus den Vorjahren in meinem Erfahrungsschatz. Mein radelnder Schatz ist etwas unsicher ob der gewaltigen Strecke und schaut am Start reichlich skeptisch drein. Doch die Sonne lacht vom Himmel über das nahe Altmühltal

 Es verspricht ein wahrer Rad-Feiertag zu werden. Wir können gar nicht anders, als uns mit einem breiten Grinsen zusammen mit ein paar Dutzend anderen Rad-Verrückten auf den langen Weg zu machen. Karl


Es folgen Stunden wie im Radel-Rausch. Die Jura-Hochfläche und der Landkreis Regensburg fliegen an unseren Rädern nur so vorbei. Die Welt über uns ist eine Symphonie aus blauem Himmel und weißen Wolken. 

picknickplaetze Wie passend, dass wir am Straßenrand ein Schild der Stadt Bogen bemerken, die sich als Heimat des bayerisch-weiß-blauen Rautenwappens präsentiert. Sommer