Armin am letzten Pass vor Nyons, dem Ziel des Brevet
Eine große Fahrrad-Sause (600er Brevet) von Freiburg nach Südfrankreich schon im März, sind die verrückt?
Sicher nicht, aber man benötigt schon eine große Leidenschaft und eine gute Portion Optimismus.
Bilder Mont-Ventoux-Brevet mit Anfahrt und Rückfahrt auf Picasa
Eigentlich war die letzte Märzwoche ganz "normal" geplant, samstags Altmühltalbrevet (200er) beim Karl fahren, wenn das Wetter schön ist freitags noch etwa 200 km mit dem Fahrrad hinfahren und sonntags wieder zurück. Und dort neu mitfahrenden Vereinskolleginnen hatte ich auch schon zugesagt, dass sie beim ersten Brevet unterstützt werden. Aber dann kam es doch anders.
Noch eine weitere Woche Resturlaub für den März, warum nicht wie schon zwei meiner Vereinskameraden fürs Mont-Ventoux-Brevet am 25./26.03 anmelden? (Erfolgte dann am 9. Januar)
Über den Winter bin ich diesmal regelmäßig Rad gefahren, davon zwei Monate lang mit Spikes. Der erste Härtetest in der zweiten Märzwoche verlief auch sehr gut, während andere im warmen Süden waren, machte ich ab Tübingen fleißig Probefahrten für verschiedene Pfeiltouren und fuhr so 6 Randonneurssprints (>200 km) und den ersten 300er, wozu nach Mallorca wenn man so tolle Strecken vor der Haustüre hat? Bildergalerie auf Picasa
Vorspeise - Warmfahren von Tübingen nach Freiburg
Wie schon oft erfolgt die Anfahrt nach Freiburg mit dem Fahrrad, diesmal als Probefahrt für die Etappenfahrt über Rottweil und Schwenningen, dann hinauf zur Kalten Herberge. Es liegt noch reichlich Schnee neben der Strecke, aber ich fahre kurz-kurz im Sonnenschein auf über 1000m, ein Traum. Und abends im Augustiner gibt es das obligatorische Treffen der Randonneure.
Ausblick von der B500 beim Lachenhäusle
Hauptgang - Mont-Ventoux-Brevet Freiburg-Nyons (ca. 620 km)
Mittwoch Morgen, Start um 5:30 Uhr und schlecht geschlafen, praktisch müde schon vorm Losfahren, das kann ja heiter werden. Wenigstens sieht es wettermäßig nicht schlecht aus, ein paar Tage zuvor war die Prognose noch Schneefall in Genf. Insgesamt 26 Teilnehmer haben sich dadurch nicht verrückt machen lassen und starten tatsächlich zum Mont-Ventoux-Brevet (und ich jetzt doch als einziger Pfeilfahrer). Statt übers Jura wurde die Strecke wegen der trotzdem sehr bescheidenen Temperaturen kurzfristig über Solothurn und Lausanne durch die Schweiz verlegt. Durch Basel ist es kein Vergnügen, aber sonst rollt es erstmal ganz gut.
Walter bei der Ausgabe der Kontrollkarten |
|
Keine Autos, war leider selten in der Schweiz (hier auf einer mir bekannten Nebenstrecke parallel zur Hauptstraße)
Auch durch Genf schaffen wir es und irgendwann danach ist es dann zappenduster. Die Einkehr im Kontrollort Bellegard kommt da gerade recht, auch die Organisatoren Urban und Walter gesellen sich dort noch zur Gruppe, mit Nudeln und Gemüse werden die Energiespeicher wieder gefüllt. Die Gruppe umfasst beim Losfahren mehr als ein Drittel des Starterfelds. Fürs Kontrollfoto Ruffieux geht es natürlich den Berg hinauf, wie man es auch beim Karl in Osterdorf gewohnt ist, auch wenn sie uns versichern nicht gewußt zu haben, wo das Ortsschild tatsächlich steht.
Die Gruppe dezimiert sich durch Mitfahrer, die dem Ruf ihres Schlafsacks folgen, und als die Restgruppe endlich an einem bestens geeigneten Plätzchen vorbeikommt, lockt auch schon der Bäcker wieder zum Frühstück. Etwas essen, etwas Halbschlaf in der Bäckerei und weiter gehts.
Gutgelaunte Randonneure in Bellegard |
Kontrollfoto Ruffieux |
Pont-en-Royans |
Pont-en-Royans |
Das Dach der Tour, rechts oben das Ortsschild von Leoncel, der Kontrollstelle kurz zuvor
Wenig später werden wir reich belohnt für unsere Mühen. Auf der Abfahrt kommt die Sonne raus und der Blick reicht weit über die tolle Landschaft, am Ende der Abfahrt erstmal dicke Jacke und Überschuhe ausziehen. Nach einigen flachen Kilometern sind auch noch die Beinlinge und dünne Jacke dran, Armlinge runter und so geht es den nächsten Anstieg an hohen Felsen vorbei hinauf. Nach einer schönen Abfahrt folgt der letzte lange Anstieg zum Col de la Sausse auf 790 m. Dabei ist auch ein hoher schneebedeckter Gipfel zu sehen, aber der Mont Ventoux ist es noch nicht.
Auf der tollen Abfahrt geht es durch eine enge Schlucht, hier hätte ich gerne eine Helmkamera dabei.
Und nach etwas mehr als 36 Stunden haben wir es mit unserer 5er-Gruppe geschafft, wir sind am Cafe La Belle Epoque in Nyons, dem Ziel des Brevets.
(Insgesamt haben 20 Teilnehmer das Ziel erreicht)
Auch für die Teilnehmer, die wie ich schon viele Brevets gefahren sind, ist es etwas besonderes hier anzukommen und neben dem Erlebnis war vor allem der letzte Teil der Strecke auch ein großer Genuß, vielen Dank Urban und Walter.
Das Ziel, Cafe La Belle Epoque in Nyons, noch nie war ich mit soviel Gepäck bei einem Brevet unterwegs
Nachschlag Nyons - Genf
Und was ist mit dem Mont Ventoux? Auch im Ziel ist nichts von ihm zu sehen.
Ein paar Teilnehmer werden ihn in den nächten Tagen vom noch 40 Kilometer entfernten Bedoin bezwingen, den obersten Teil dabei zu Fuß (dort liegt noch Schnee und Eis). Ich aber habe eine Bahnfahrkarte nach Tübingen in der Tasche, Abfahrt Freitag 16:18 Uhr ab Genf, was ich mit dem Fahrrad erreichen will.
Nachdem weitere Randonneure am Cafe eingetroffen sind starte ich auf meiner Rückfahrt Richtung Westen, ein paar Kilometer gefahren und da steht er endlich, oben noch ganz weiß.
Erst am Beginn der Rückfahrt sehe ich erstmal den Mont Ventoux, den Giganten der Provence
Zwei schöne neue Anstiege auf Nebenstrecken, dann ist es dunkel. Nach Mitternacht lege ich dann eine dringend benötigte Schlafpause ein.
Beim nur spontan nach Karte fahren bzw. teilweise "Backtracking" der Brevetstrecke nach Streckenbeschreibung ist die Strecke nicht die kürzeste und der Gegenwind und teilweise Regen lassen einen auch nicht schneller vorankommen. Aber landschaftlich schön ist es und Genf kommt immer näher.
Etwa 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges, knapp 58,5 h und 941 km nach dem Start in Freiburg bin ich dann tatsächlich in Genf am Bahnhof - geschafft !!!
Nachspeise Altmühltalbrevet
Jürgen nimmt mich von Tübingen mit nach Treuchtlingen und dort sind schon weitere 8 Vereinskollegen. An der ersten Kontrollstelle treffe ich dann auch die später gestarteten Pfeiler wieder. Mit Angela, Erna, Resi, Joachim und Jürgen bilden wir ein sehr gut zusammen fahrendes Grüppchen (mit zeitweise weiteren Mitfahrern) und so schaffen auch Resi und Joachim mit nur wenigen Rennradkilometern die 215 km locker.
Sonnenschein und viel Spaß beim Fahren in der Pfeilgruppe, so ein schöner Tag ...
Erna, Jürgen, Angela, Resi und Joachim im Altmühltal