Armin und Jürgen mit Finisherpokal
Ein 1000km-Brevet mit großen Anstiegen im Zeitlimit von 75h als Genußtour?
Ja es ist möglich, Armin und Jürgen hatten das Vergnügen beim Glocknerbrevet in Österreich zu fahren.
Start- und Zielfoto sowie Gscheid: Ferdinand Jung, restliche Bilder Armin Huber, größere und mehr Bilder auf Picasa
Ein kurzer Hinweis zur Genußtour:
Natürlich handelt es sich beim Glocknerbrevet um eine ernsthafte Herausforderung und nur mit einem entsprechenden Trainingszustand können solche Touren ein Genuß sein. Auch Tagesstrecken im Bereich von 330 km müssen erstmal gefahren werden.
Nachdem es bei meiner ersten Teilnahme am Glocknerbrevet 2012 nur 23 Teilnehmer waren (20 Finisher trotz lang anhaltendem Dauerregen) konnte Organisator Ferdinand Jung diesmal 50 Starter in Haid bei der Fahrerbesprechung am Vorabend begrüßen. Nach einem für mich harten 600er (weil sehr heiß), dem 1000er sowie einem sehr schönen Augustwochenende beim RaceAroundAustria ab St. Georgen mit 300er und 200er Brevet (alle 2012) war es für mich die 5. Brevetteilnahme in Österreich.
Diesmal konnte ich mit Jürgen Hengst auch einen weiteren Vereinskollegen für die Teilnahme beim Glocknerbrevet begeistern.
Schon vor der Anreise nach Österreich gab es die erste Hiobsbotschaft für mich. Nach meiner Qualifikation fürs RAAM beim Schweizer Radmarathon zeigte sich leider ein Haarriß im Rahmen meines Rennrads, so dass ein Start damit nicht ratsam wäre. Also gibt es ungeplant für mein neues Trekkingrad die erste Langdistanz (bis dahin zwei Brevets mit 400 km gefahren).
Ausrüstung für die Langstrecke Nach der erfolgreichen Premiere auf der verlängerten Mitteldistanz (600er mit Nachtanfahrt) auch diesmal wieder mit dabei: Die Tigerentenlenkertasche Obwohl die Sterne auch besonders gute Eignung für Nachtfahrten signalisieren, wird sie sich in der Randonneursszene vermutlich nicht durchsetzen. Diesmal fast nicht benötigt, aber als Beleuchtung immer dabei: SONdeluxe und Edelux von SON aus Tübingen Ein GPS wird nicht benötigt, das Roadbook auf dem Kartenhalter reicht völlig aus. |
Startfoto Glocknerbrevet 2014
Start am Freitag 11.07 um 5 Uhr in Haid
Nach dem Startfoto geht es in größeren Gruppen los auf welliger Strecke, für mich mit dem Trekkingrad etwas zu zügig, sodass ich nach etwa 35 km mein eigenes Tempo weiterfahre.
An der ersten Kontrollstelle komme ich dann mit der letzten Gruppe an, und das nach etwa 100 km und weniger als 4 Stunden, Jürgen ist schon über eine halbe Stunde voraus.
Nach dem Wolfgangsee kommt mit der Postalm der erste ernsthafte Anstieg, 780 Hm aber noch lockeres Pedalieren bei erhöhter Luftfeuchtigkeit wie schon 2012 gehabt.
Anstieg zur Postalm im unteren Teil |
Abfahrt von der Postalm Richtung Voglau |
Und nach dem Gegenanstieg zur Mautstelle gab es doch noch etwas Aussicht und abtrocknende Strecke
Schon bald ist die zweite Kontrollstelle in Annaberg ereicht und es geht kurz darauf hinunter nach Bischofshofen.
Um zügig zur Großglocknerstraße zu kommen ist man bis Bruck auch länger auf der Hauptstraße unterwegs und das war der einzige Abschnitt wo ich den zeitweise starken Verkehr als wirklich lästig empfunden habe.
Dann beginnt der Anstieg aufs Dach der Tour, die Großglockner-Hochalpenstraße. Zuerst einige Kilometer sehr gemäßigt, dann eine kurze Rampe, nochmal erholen und nach der Mautstelle geht es dann richtig los. 13 km lang steigt es mit durchschnittlich 10% (nur selten flacher) bis zum Fuscher Törl und nach einer Zwischenabfahrt die letzten 250 Hm bis zur Passhöhe mit Scheiteltunnel auf 2504 m. Es regnet zwar nicht, aber durch den Nebel ist die Luftfeuchtigkeit im oberen Teil trotzdem hoch.
Direkt nach der Mautstelle, ab hier 13 km mit 10% |
Nordportal des Hochtors |
Südseite des Hochtors, Richtung Kärnten wird das Wetter besser |
Dort können sich die Randonneure mit einer warmen Suppe stärken.
Auf der weiteren Abfahrt steigt die Temperatur und die Freude am Fahren minütlich an.
Von Heiligenblut mit seinem spitzigen Kirchturm kann man fast zum Großglockner sehen.
Heiligenblut |
Unterwegs im Mölltal |
Einfach schön so in der Abendsonne dem Tagesziel entgegen zu rollen.
Nach 360 km und 5000 Hm ist in der Abenddämmerung die Strecke bis zu ersten Schlafstelle geschafft.
Dort sehe ich dann Jürgen erstmals wieder der gerade mit dem Essen fertig ist, jetzt selbst noch schnell Nudeln essen, duschen und ab in den Schlafsack in der Turnhalle.
(Für einen bescheidenen Obulus von 10 Euro wurde das Gepäck zu den Schlafstellen transportiert, wer wollte konnte natürlich auch ohne Inanspruchnahme der Schlafgelegenheit weiterfahren)
Start zur "Etappe 2" am Samstag um 4 Uhr in Spittal
Manche Leute sind auch im Schlaf unüberhörbar, das lauteste Sägen kommt von nebenan, die Trennwand in der Turnhalle zeigt da keinen nennenswerten Effekt. Einer macht Geräusche wie ein großes Windrad, so etwas habe ich noch nie gehört. Aber egal, nach 6,5 h Pause fahre ich zusammen mit Jürgen weiter zur nächsten Kontrollstelle in Villach. Die Tankstelle dort wird auch zur Frühstückspause genutzt. Zum Glück treffen dort nicht alle Randonneure gleichzeitig ein, sonst müsste wegen Überfüllung geschlossen werden.
Auf und ab entlang den Karawanken geht es nach Lavamünd nahe der slowenischen Grenze, wo wir an der Kontrollstelle Hüttenwirt die erste Hälfte des 1000er geschafft haben.
Verpflegungsstop haben wir schon etwas vorher gemacht, um den folgenden Hammer nicht mit vollem Magen fahren zu müssen. 1000 Hm müssen auf 10 km überwunden werden hinauf zum Soboth, dem "Nationalberg" der Steiermark. Jürgen in seinem langen Trikot kämpft mit der Hitze und ich mit dem hohen Systemgewicht, aber nach 70 Minuten kommen wir gemeinsam an der unspektakulären Passhöhe an. Dann folgt eine sehr lange Abfahrt mit kleinen Zwischenanstiegen.
Anstieg zum Soboth |
Ausblick vom Anstieg zum Soboth |
Riegersburg |
Kaindorf, gemütlicher Ausklang des Tages |
Es ist noch helllichter Tag als wir um 19 Uhr nach 328 km und 3000 Hm an der zweiten Schlafstelle in Kaindorf ankommen, eigentlich noch viel zu früh um schon mit dem Radfahren aufzuhören. Aber man kann ja auch einfach mal den Abend so geniessen.
Start zur "Etappe 3" am Sonntag um 4 Uhr in Kaindorf
Wieder um 4 Uhr brechen Jürgen und ich auf zum Finale, diesmal nach 9 Stunden, so eine lange Pause hatte ich noch nie bei einem Brevet.
Sehr lang fahren wir auf der Bundesstraße Richtung Wien bergab und mehr bergauf zum Wechsel auf 960 m.
Morgendliche Anfahrt zum Wechsel
Auf dem Weg nach Schwarzau im Gebirge zur Kontrollstelle Raurakelwirt werden unsere motorisierten Zweiradfreunde vor "bissigen Leitplanken" gewarnt, um diese Uhrzeit ist es aber noch ruhig.
Dann aber nach der Kalten Kuchl ist das Motorengeheul nicht mehr zu überhören, zum Glück ist die Horde schnell vorbei und es gibt mit dem Gscheid nur noch einen steilen Anstieg bis zum Himmelreich in Mariazell.
Schwarzatal |
Kurz vorm Schlussanstieg zum Gscheid |
An der Prescenyklause |
Prescenyklause |
Salzatal bei Wildalpen |
Salzatal bei Wildalpen |
Die Regenhose muss wieder herunter, damit mein Begleiter nicht wie in einem Suppentopf darin gekocht wird, währenddessen mache ich einige Fotos an der Prescenyklause.
Dann der Endspurt, keine 100 km mehr, es geht fast flach an der Enns entlang, aber eben nur fast. Diese kleinen Wellen sind nicht das optimale für Jürgen, der mittlerweile ein Knie deutlich spürt, aber die Pause an der letzten Kontrollstelle bringt Linderung.
Entlang der Enns |
Hinauf zum Rieglwirt |
Wir verlassen die Enns kurz und knackig hinauf zum Riegelwirt, jetzt geht es wieder auf und ab, der letzte kurze steile Anstieg in Sierning, noch etwas mehr als 20 km bis ins Ziel.
Eigentlich hatte ich es schon abgehakt früher im Ziel zu sein als bei der letzten Teilnahme, aber jetzt gibt es doch noch etwas Motivation.
Oben nehmen wir Fahrt auf, Tempo 35, 40, es läuft noch unglaublich gut. Und so sind wir um 19:40 Uhr, also nach 62h 40 min im Ziel und werden dort von Ferdinand und Edith Jung empfangen.
Am letzten Tag 328 km und 3900 Hm, insgesamt 1016 km und 11900 Hm zeigt mein Tacho an, 10 Minuten "schneller" war ich als 2012, etwa 5 h weniger gefahren, dafür fast gleich viel länger Pause gemacht.
Aber auf jeden Fall war es diesmal deutlich entspannter und mehr Genuß als beim letzten Mal.
Vielen Dank an den Organisator Ferdinand Jung und seine Helfer für diese tolle Veranstaltung.
Insgesamt haben es 45 von 50 Teilnehmern im Zeitlimit von 75 h geschafft, bravo.
Homepage von Audax Randonneurs Austria
Geschafft, Armin Huber und Jürgen Hengst mit dem Glocknerbrevet Finisherpokal