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Immer wieder passieren wir Dörfer mit malerischen Zwiebelkirchtürmen. Im Tal der Schwarzen Laaber reiten wir durch Felsentore und an Burgen vorbei bis wir schließlich in Wörth an der Donau landen.

schwarze laaber Wie im Flug vergeht die Zeit. regensburg 

Wir haben schon mehr als 200 Kilometer zurückgelegt und waren so sehr mit Staunen und Genießen beschäftigt, dass für die üblichen kleineren Befindlichkeiten gar kein Raum blieb. Auf dem weiteren Weg gen Süden schleichen sich nun erste kleinere mentale Durchhänger ein. Da meine treue Begleiterin die üblichen Zoten nur noch mit einem mitleidigen Blick quittiert, muss ich mir was Neues einfallen lassen: 

„Die Theorie der Drei Phasen“. Ein 600-er Brevet besteht aus der „schnellen Phase“ des ersten Tages bis zum Sonnenuntergang. .

sonnenuntergang Die „langsame Phase“ findet dann logischerweise in der zu durchfahrenden Nacht statt. Die abschließende „endlose Phase“ erstreckt sich vom Morgengrauen bis zur Zieleinfahrt

Tatsächlich haben wir bis zur Dämmerung, die wir kurz vor Prien am Chiemsee erleben, ungefähr 280 Kilometer zurückgelegt. Eine sehr ansprechende „schnelle Phase“ mit respektablem Streckengewinn. Während wir unsere Beleuchtung startklar machen und die Warnwesten anziehen, sehen wir über den Bergen schwarze Wolken und ein intensives Wetterleuchten. Wir rechnen mit einer abenteuerlichen Nacht, da uns die Strecke noch weiter in die Voralpen hineinführen wird. 

berge Im weichen Licht des Sonnenuntergangs gleiten wir in Richtung Chiemsee und halten nach Kohlenhydraten Ausschau, um den Tank für die Nacht zu füllen. Daemmerung

Phase eins wird dann auch um 21:30 Uhr durch einen Riesenteller Spaghetti Napoli mit großem Spezi beim bayerischen Italiener zünftig beendet. Die „langsame Phase“ startet also mit genau Null Kilometern während der ersten Stunde. In Prien müssen wir erst einen Stempel für unser Brevetbüchlein besorgen und dann eine Baustelle umfahren. Als wir schließlich den Anstieg zum Berg von Hittenkirchen in Angriff nehmen, umtosen uns bereits starke Böen und es fängt an zu tropfen. Oben, am Dorfeingang, finden wir Unterschlupf in einem offenen Stadel. Wir legen uns in einen Anhänger, der mit den Überresten einer frischgeschnittenen Hecke vollgeladen ist, und machen das beste aus der Situation: Dösen auf Vorrat.

Als das Gewitter abflaut, hat die „langsame Phase“ Ihrem Namen alle Ehre erwiesen. Genau 20 Kilometer Raumgewinn in drei Stunden. Und so geht es weiter. Man fährt in der Nacht ohnehin langsamer, wenn aber Streckenplaner und Natur einem solche Hindernisse in den Weg stellen, wie den wirklich fiesen Hundhamer Berg, dann tendieren absolvierte Kilometer, Laune und Restmotivation gegen Zero.