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Bundeshauptversammlung

Zu meiner ersten Bundeshauptversammlung fuhr ich am Freitag mit gemischten Gefühlen nach Gelsenkirchen. Wir fuhren ja als die Revoluzzer dorthin, da unser LV Präsident Hans Lutz sich im Vorfeld öffentlich gegen den amtierenden BDR Präsidenten Scharping gestellt und Sylvia Schenk als Gegenkandidatin aufgestellt hat.

Auf dem Parkplatz des Hotels Maritim angekommen wurde wir von freundlichen „Hallo, wie geht’s“ begrüßt. Ich dachte mir, den kennst Du doch, als es mir wie Schuppen aus den Haaren fiel, ja klar das war Marc Bator, Tagesschausprecher und frisch amtierender Präsident im LV Hamburg. Nett und in zivil gar nicht so streng seriös wirkend, nein einfach nur wie einer von uns.

Am Abend war dann der Empfang in der ehemaligen Zeche Oberschuir, hier an dieser Stelle sei auch nochmal die tolle Leistung des RC Buer/Westerhold erwähnt der sich als hervorragender Gastgeber präsentiert hat. Ja und da saß er nun Rudolf Scharping, lässig im Stuhl hängend an einem Tisch mitten im Saal und trotzdem ständig am Strippen ziehen. Am Tisch vom LV Württemberg etwas am Rande des Geschehens saß wie ein verschrecktes Täubchen Sylvia Schenk neben unserem Präsidenten Lutz.
Am Tisch Platz genommen konnte man dann in Gesprächen merken das Frau Schenk tatsächlich auch mehr drauf hat wie „nur“ gegen Doping zu sein. Nur schade dass sie dies nur an dem Tisch kundgetan hat, dessen Stimmen sie eh schon im Sack hatte. Freund Scharping hingegen hatte mittlerweile eine größere Gruppe im Foyer um sich geschart. Tja, da merkt man schon wer den Wahlkampf von der Pike auf gelernt hat.
In der Bundesversammlung hatte Scharping dann noch den Vorteil innerhalb seines Berichtsvortrags weiter Wahlkampf für sich zu betreiben. Was ihm mit den sehr positiven sportlichen Ergebnissen aber auch mit der inzwischen wieder soliden finanziellen Situation, nicht zuletzt dank seines Engagements mit dem chinesischen Sponsor JA Solar gelungen ist. Noch vor der Mittagspause ging es dann in den eigentlichen Wahlkampf. Schenk und Scharping erhielten hier jeweils 10 Minuten Redezeit um sich den Delegierten vorzustellen. Hier setzte Frau Schenk wieder den Schwerpunkt sehr stark auf das Thema Doping, sicherlich sehr wichtig aber wenn man bedenkt das unter den Delegierten viele Kunstradfahrer und Radballer sitzen die mit Doping nichts am Hut haben war es taktisch sicherlich nicht die beste Präsentation. Auch die Angriffe unseres Präsidenten schmetterte Scharping locker gekonnt ab. So war es nicht sehr verwunderlich das Scharping mit einem deutlichen Ergebnis (411 von 567 Stimmen) wiedergewählt wurde. Damit war auch klar dass es in den Anti-Scharping Lagern WRSV und NRW Abweichler gegeben haben muss.

In den weiteren Wahlen wurde zunächst Dr. Manfred Schwarz als Vizepräsident Kommunikation wiedergewählt. Im Ressort Breitensport gab es eine Neuwahl, da Wolfgang Schoppe aus Altersgründen nicht mehr kandidieren wollte. In dieses Amt wurde der saarländische Verbandspräsident Peter Koch ohne Gegenkandidaten einstimmig gewählt. Eine Wahl mit der man aus meiner Sicht Leben kann. Interessant wurde es dann wieder bei der Wahl des Vizepräsidenten Leistungssport. Hier trat Robert Bartko, Olympiasieger und Weltmeister im Bahnradfahren gegen den amtierenden Vize Günter Schabel an. Bartko der sich im Vorfeld auch öffentlich sehr kritisch über den BDR geäußert hatte bekam zudem noch Zuspruch von Marc Bator dem LV-Präsidenten aus Hamburg. Da es im Vorfeld Gerüchte gab das Scharping wieder zurücktreten will falls Schabel sich nicht durchsetzen kann, wurde auch hier das Ergebnis mit Spannung erwartet. Mit 370 zu 216 Stimmen setzte sich Schabel durch, knapper wie die anderen aus Scharpings Team.  Anschließend gab es noch eine Kampfabstimmung um die Position des Vizepräsidenten. Aber auch hier setze sich der von Scharping favorisierte Peter Streng, bisher VP Wirtschaft, Finanzen und Marketing, gegen Toni Kirsch, dem Vorsitzenden der Radsportjugend durch.

Die restliche Veranstaltung war dann ein müdes Durchwinken von Anträgen die an die BHV gestellt wurden.

Fazit: Scharping ist der große Sieger, während der WRSV mit seiner Aktion eine herbe Schlappe einstreichen musste. Ich hoffe nicht sich dies nachteilig für den Verband im BDR auswirken wird. Zumindest hat Scharping hier die Hand zum Frieden geöffnet. Das Thema Doping ist sehr wichtig, gerade weil uns die Öffentlichkeit auch ausschließlich auf dieses Thema reduziert. Eine Erneuerung des Vorstands mit Sylvia Schenk an der Spitze wäre sicherlich in diesem Punkt öffentlich wirksam und positiv gewesen, aber die Verbandsarbeit besteht halt auch aus wirtschaftlichen Aspekten, der Verbandsentwicklung etc. Wer dazu kein Konzept vortragen kann, sollte besser nicht zu einer Wahl antreten.

 

 


 

Unsere Vereinskollege Marin Vutuc ist seit 2012 Vorsittzender der Kommission Breitensport beim WRSV (Württembergischer Radsportverband).

Foto vom Bundesradsporttreffen in Ulm 2012 (made by Lothar Wolf)

Marin