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Die Vaude Mountain Bike Trans Schwarzwald 2010 führte vom Sonntag den 15. bis zum Samstag den 21. August in sieben Etappen über circa 540 KM und 14.000 HM von Sasbachwalden nahe Achern bis auf den Feldberg zum Lift unterhalb der Skipiste. Pfeiler Lukas Hehn war dabei.

 

Nach meiner Teilnahme 2009 mit meinem Vater Klaus Greif in der Team-Wertung meldete ich mich schon im Dezember für die Einzelwertung an. Trotz großer Motivation zum regelmäßigen Trainieren klappte es mit der Vorbereitung nicht so gut wie im Vorjahr und ich schaffte nicht mal die Hälfte der Kilometer und vor allem Höhenmeter. Auch bei den vorbereitenden Marathons in Singen, Bad Wildbad und Neustadt beschränkte ich mich zwangsweise auf die mittleren Distanzen, so dass ich mit gehörigem Respekt zum Start nach Sasbachwalden anreiste, schließlich standen jeden Tag mehr Höhenmeter an, als ich bis dahin maximal gefahren war.

 

1. Etappe: Sasbachwalden – Bad Wildbad (74,4 km, 2325 HM)

Lange vor der späten Startzeit (11.00 Uhr) füllen sich die einzelnen Blöcke - nur um rechtzeitig zehn Minuten vor Startschuss im Nieselregen zu stehen. Der wird auf dem ersten, knapp 600 HM langen steilen Teeranstieg aber zur Nebensache. Ich fühle mich noch fit und überhole sogar ab und zu jemanden. Die erste Abfahrt wird bei 12°C im Regen bitterkalt. Die Trails der Strecke liegen alle unter Matsch versteckt, mit Racing Ralph und Rocket Ron ganz schön knifflig zu fahren. In Schönmünzach folgt ein erbarmungslos anstrengender, weil durchgehend steiler Anstieg im Nebel. Die folgende schnelle Abfahrt führt bis zum Ortsbeginn von Gompelscheuer, vielen RV-Pfeil Bikern durch die 1. Mai Tour-Wochenenden wohl bekannt.
Noch sind Regen und Kälte kein Problem

Nach Enzklösterle geht es dann aber auf eher langweiligen Schotterwegen über den Berg. In Enzlösterle dann als Highlight für die Bevölkerung mitten durchs Festzelt und die letzten Kilometer das Enztal runter Tempo machen in einer Gruppe. Natürlich geht es zum Schluss nochmal auf Trails hundert Meter hoch und wieder runter nach Bad Wildbad über eine Holzrampe zum Schluss.

 

2. Etappe: Bad Wildbad – Freudenstadt (78,4 km, 2620 HM)

Wetter-mäßig fällt auch die so genannte Königsetappe wieder voll ins Wasser. Genauso kalt wie am Vortrag und zwischendurch immer wieder Nieselregen. Die ersten 20 km geht es die Strecke des Vortags zurück, das Enztal hoch wird ziemlich gebolzt. Der lange Anstieg bei Schönmünzach verwandelt sich zur rasend schnellen Abfahrt mit bis zu 75 km/h auf Schotter. Ab da erkenne ich die Strecke vom Vorjahr größtenteils wieder, inklusive Abfahrten über komplett vermatschte Wege, ein einziges Schlittern und Rutschen mit blockierten Bremsen.

Außer der Startnummer ist alles verdreckt.

Selbst zwischen den Zähnen knirscht es ab und zu...

Nach ewigem Auf- und Ab um Baiersbronn herum folgt ab Kilometer 65 endlich der letzte Anstieg auf Teer. Mangels stärkerem Gefälle ziehen sich die letzten Kilometer dann Freudenstadt endlos, zumal bei nur noch 10° auf dieser Höhe und Wasser in den kalten Schuhen. Im Ziel sind alle so verdreckt, dass die meisten die Räder und oft auch sich selbst direkt unter den Marktplatz-Fontänen waschen bevor sie unterkühlt nach den Unterkünften suchen.

 

3. Etappe: Freudenstadt – Bad Rippoldsau (56,3 km, 1450 HM)

Trotz Regen beim Frühstück bleibt es bis kurz nach meiner Zielankunft trocken, wenn auch bewölkt und eher kühl. Vom größten Marktplatz Deutschlands aus geht es die ersten Kilometer in Wellen durch den Wald, meist in größeren Gruppen die Windschatten fahren. Nach einer längeren Abfahrt nach Bad Rippoldsau fahren wir auf einem matschigen Trail hoch und dann weiter nur mäßig ansteigend zur Alexanderschanze. Dort muss ich an irgendwann meine Gruppe reißen lassen und komme trotz größter Anstrengungen nicht mehr an sie ran, auch an der folgenden Abfahrt nicht. Erst wieder kurz vor dem Ziel, als man einen Trail hoch schieben muss, schließe ich auf. Es folgen ein paar tolle Trails oberhalb vom Ort, nur ein letzter unerwarteter und gerade noch so fahrbar steiler Teeranstieg macht mir das Leben schwer, bevor es einen steilen Trail runter zum Ziel in den Kurpark geht.

 

4. Etappe: Bad Rippoldsau – Schonach (72,8 km, 2620 HM)

Den Daten nach durchaus mit der Königsetappe vergleichbar fängt die 4. Etappe spannend aber technisch harmlos an: die ersten sieben Kilometer fahren wir auf der gesperrten Talstraße mit einem Schnitt weit über 40 km/h nach Schappach runter. Dort staut sich schon das Feld an einem kleinen Tunnel. Es folgen zwei längere aber unspektakuläre Anstiege bis es wieder in den letztjährigen Etappenort Wolfach runter geht. Nach der dortigen Verpflegung geht es mehrere hundert Höhenmeter einen schmalen Single-Trail hoch. Ein faszinierendes Bild, wie alle lautlos im zweitkleinsten Gang, Rad an Rad im Nebel hintereinander her den Berg hoch drücken.

<< Nach langem Warten geht es endlich durch den kleinen Tunnel <<

>> Die Treppen zur Hornberger Burg hoch müssen wir leider tragen>>

Auf breiteren Wegen und mit kurzen Abfahrten entzerrt sich alles wieder und ich fahre fast alleine nach Hornberg runter. In den Ort führen ein paar tolle Single-Trails, nur eine Treppe trage ich sicherheitshalber komplett runter. Auf der anderen Talseite müssen wir dann wieder hundert Höhenmeter Treppen hochtragen bis zur Burg. Von da aus folgt ein weiterer 700 HM Anstieg mit kurzen Zwischenabfahrten. Die darauf folgenden Kilometer mit lauter kurzen Anstiegen und Abfahrten überstehe ich ganz gut, indem ich mich an zwei Mixed-Teams hänge und bis zum Ziel nicht reißen lasse. Mit dem langen Anstehen am Bike-Wash im Nieselregen ist dann aber der absolute Temperaturtiefpunkt der Veranstaltung erreicht.

 

5. Etappe: Schonach – Engen (99,8 km, 1450 HM)

Wie schon seit Tagen versprochen kommt endlich gutes Wetter: Zur längsten Etappe starten wir auf knapp 900m bei den ersten warmen Sonnenstrahlen seit vier Tagen. Nach einfachem Aufstieg auf 1100m geht es flach auf Teer, Schotter oder Matschtrails voran. Schon nach 20km überhole ich den Gesamtführenden Thomas Dietsch (der allerdings mit defektem Hinterrad am Rand schiebt). Nach kurzer Abfahrt geht es dann schnell in einer kleinen Gruppe ein Tal hinunter, bis wieder ein paar knackig steile Kurzanstiege auf der Strecke liegen. Ein mulmiges Gefühl im Magen hinterlässt ein (auf gerader Strecke!) schwer gestürzter Biker am Wegrand, der von Ärzten notversorgt wird – später sehe ich einen Rettungshubschrauber in diese Richtung fliegen. Das nächste Depot ist mitten in Donaueschingen und wir fahren dort lange auf einem Trampelpfad direkt am Fluss entlang. Ab da wird es wieder für viele Kilometer flach, nur fahren mir die Gruppen zu schnell, so dass ich lange Zeit wieder alleine fahren muss.

Nach fast 100 km erschöpft im Ziel
Zum Schluss kommt ein flacher aber gefühlt ewig langer Anstieg, bei dem ich niemanden vor oder hinter mir sehe und da mein Tacho schon nach dem Start ausgefallen ist überhaupt kein Geschwindigkeitsgefühl habe. Nach einem unnötigen kleinen Sturz im Matsch zieht sich der Schluss mal wieder ewig, das meiste auch noch auf Teer in der Nähe der Autobahn. Ein paar kleine Anstiege sowie eine steile Teerrampe ins Ziel hoch geben mir dann den Rest, so dass ich noch kurz vor dem Ziel überholt werde. Dafür ist es so warm, dass man sich in den Schatten stellen muss und beim Bike Wash Angst vor einem Sonnenstich haben muss. So kann das Wetter bleiben!

 

 

6. Etappe: Engen – Grafenhausen (67,0 km, 1570 HM)

Die Vorletzte Etappe lädt ob ihrer vermeintlichen Kürze zum Bolzen ein und ist deshalb doch ganz schön fordernd.

Gleich zu Beginn geht es knapp 300 HM auf einen Bergrücken hoch und dann abwechselnd über Wiesenwege mit Hegaublick und waldige Abschnitte wellig voran. Immer wieder gibt es flache Zwischenstücke im Wind, auf denen ich mir mit abwechselnden Mitfahrern gegenseitig Windschatten gebe. Der vermeindtlich schwierige Matschtrail ist so weit abgetrocknet, dass man ihn gut fahren kann, auch wenn es an der Stelle sicher einige Stürze gab. Zweimal werden Täler gequert in denen direkt nach den Depots im Ort steile Teeranstiege folgten. Kraft kosten weniger die Anstiege sondern vielmehr die langen, dem Wind ausgesetzten Wiesen- und Schotterwege an großen Maisfeldern vorbei.
Fast schon wie Rennrad fahren.
Über weite Felder immer im Wind - bei bestem Wetter

Vor dem letzten größeren Anstieg werden mein dauerhafter Mitfahrer und ich noch von einer Fünfer-Gruppe eingeholt, der wir leider nicht ganz folgen können. Versöhnlich stimmen mich aber die letzten paar hundert Meter, auf denen wir es an einem Bach entlang richtig krachen lassen können, bevor es die bekannte steile Teerrampe zum Ziel auf den Marktplatz von Grafenhausen hoch geht.

 

7. Etappe: Grafenhausen – Feldberg (89,5 km, 2340 HM)

Die Stimmung ist dank des guten Wetter auch am letzten Tag hervorragend, trotz des vergleichsweise frühen Starts um halb zehn in Grafenhausen. Nach sechs schweren Tagen hat es die letzte Etappe mit fast 90 km und weit über 2000 HM nochmal in sich, vor allem das Höhenprofil mit seinen unzähligen Anstiegen ist beängstigend. Stellt sich aber alles als halb so schlimm raus. Die ersten Anstiege sind alle erstaunlich flach, nur ab und zu gibt es kurze steilere Stücke. Auch deshalb fahre ich in einer ziemlich großen Gruppe mit sicher zwanzig Fahrern. Zwischendurch geht es durch mehrere Ortschaften was immer unglaublich Spaß macht – mit vollem Tempo auf abgesperrten Straßen Kurven schneiden und dabei auch noch beklatscht werden. Lauter kleine Abfahrten geben mir immer wieder kurze Verschnaufpausen um mich etwas zu erholen. Landschaftlich gesehen ist diese Etappe sowieso das Highlight, schöner als hier war es bisher noch nirgendwo im bisherigen Schwarzwald. Die letzten 30 km sind dann schon anspruchsvoller.

Scharfe Kurven am letzten Tag machen noch mal richtig Laune
An meiner Sechser-Gruppe kann ich nur mit Mühe dran bleiben, ab und zu muss ich auf einer Abfahrt wieder ranfahren. In der Mitte des letzten großen Anstiegs auf den Feldberg hoch lasse ich dann reißen, als es lange auf einem total vermatschten Single-Trail direkt an der Straße entlang geht. Ab da sehe ich die Gruppe nur noch ab und zu in gleichbleibender Entfernung und muss mich die letzten Auf- und Abfahrten alleine lang quälen - bis ich wieder Anschluss finde, als man einen Kilometer vor dem Ziel eine Skibrücke hoch schieben muss. Für die letzte Ehrenrunde um den Zielbereich drücke ich nochmal alles was übrig geblieben ist in die Pedale und höre dabei nicht mal meine Mutter und meine Schwester im Zielbereich.

 

Wie schon im Vorjahr war die Trans Schwarzwald eine tolle Veranstaltung. Ausgezeichnet organisiert, nette Organisation und Mitfahrer, abwechslungsreiche Strecken und Streckenorte. Technisch ist sie nicht sonderlich anspruchsvoll, bis auf einzelne Trails zwischendurch. Meistens fährt man auf Schotter- oder Teerwegen, Single Trails gibt es meistens erst kurz vor dem Ziel auf den Gemarkungen der jeweiligen Zielorte.

Im Vergleich zu Marathons ist die Leistungsdichte recht hoch, ich bin schon überglücklich Gesamt 137. Einzelfahrer von ursprünglich 240 gemeldeten Single Men geworden zu sein, vor allem da ich mich an den ersten vier Tagen um jeweils 10 Plätze verbessert habe und das Niveau dann auch gehalten habe. Ebenfalls wichtig war mir ohne, technischen Defekt sowie ohne schlimmere Stürze durch zu kommen. Wenn man sieht, wie viele nicht bis zum Schluss durchgekommen sind, ist das durchaus wichtig. Mit dem Wetter war es so eine Sache: Vier kalte Regentage am Anfang, dafür aber drei warme Sommertage am Ende. Aber besser in dieser Reihenfolge und die gute Stimmung hat es nicht so sehr beeinflusst wie erwartet, spätestens nachdem man geduscht und warm angezogen war, hatte man den Regen vergessen.


Bleibt mir nur auf die Streckenführung von nächstem Jahr gespannt zu sein, vielleicht denkt ja der ein oder andere RV Pfeiler ebenfalls über eine Teilnahme nach ...