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Auf Anhieb Vizemeister

Radsport: Der Tübinger Paracycler Steffen Warias holte Silber bei der DM

Was für ein Debüt bei den Deutschen Meisterschaften der Paracycler vergangenes Wochenende im badischen Elzach: Steffen Warias vom RV Pfeil Tübingen holte im Straßenrennen den Vizetitel.


 

Deutscher Straßen-Vizemeister der Paracycler: Steffen Warias vom RV Pfeil Tübingen hier auf dem Weg auf einen Alpenpass. Bild: RV Pfeil

Elzach. Es war irgendwann vergangenen Winter als Steffen Warias sich entschloss, bei den Deutschen Meisterschaften mitzufahren. Zuvor saß er zwar regelmäßig im Sattel seines Rennrads, der Gedanke, ein richtiges Rennen mitzufahren, der seit einiger Zeit in seinem Kopf herumspukte, war allerdings nie konkret geworden. Bis zum Winter. Dann meldete sich der 24-Jährige für die Deutschen Meisterschaften an – und landete nun promt auf Platz zwei im Straßenrennen und auf Platz sechs beim Einzelzeitfahren. „Das war ein tolles Gefühl“, sagt der frischgebackene Vizemeister.

Warias fuhr in Elzach in der Kategorie LC 1, der Klasse für geringste Handicaps. Von Geburt an hatte der Tübinger Klumpfüße und wurde bereits als Kind mehrfach an den Achillessehnen operiert. Daher ist seine Unterschenkel-Muskulatur nur sehr schwach ausgebildet. „Das ist schon ein Handicap – vor allem in der Ebene“, sagt Warias, „aber insgesamt funktioniert’s ganz gut.“

Das beweist nicht zuletzt das Ergebnis des Straßenrennens am Wochenende über 35 Runden à 1,7 Kilometer. Etwas Glück hatte Warias, der zur Zeit als Trainee bei einem Pharmaunternehmen in Basel arbeitet, freilich auch: Auf dem winkeligen Kurs kam es zu mehreren Stürzen, von denen der Neuling letztlich profitierte.

Vom Start weg fuhr das Feld auf dem Rundkurs ein hohes Tempo. Nach gut 15 Runden drosselten einige Fahrer die Geschwindigkeit. Daraus resultierte der erste Sturz, in den gleich mehrere Fahrer verwickelt waren. Warias blieb verschont und gehörte nun zur Spitzengruppe, in der sich einige Runden später erneut ein Sturz ereignete. Wieder konnte Warias ausweichen und fand sich anschließend in einer Zweiergruppe mit Nachwuchsklasse-Weltmeister Pierre Senska wieder. Die beiden jagten nun dem mittlerweile ausgerissenen späteren Sieger Walter Marquardt hinterher. Allerdings war Senska bereits am Ende seiner Kräfte und Warias sah seine Chance: „Ich habe alles auf eine Karte gesetzt. Der Puls war nur noch am Anschlag. Aber die Anfeuerungen der Zuschauer haben mir noch ein bisschen mehr Kraft gegeben.“ Am Ende durften ihm seine Eltern und sein Bruder, die Warias vor Ort unterstützten, zum Vizetitel gratulieren.

Am Tag zuvor war der Tübinger beim Einzelzeitfahren auf Platz sechs geradelt. „Auf der Heimfahrt dachte ich dann: Zumindest haben sie mich nicht in Grund und Boden gefahren und ich konnte einigermaßen mithalten.“ Da ahnte Warias noch nicht, was ihn am nächsten Tag erwarten würde. Nach seinem zweiten Platz im Straßenrennen wurde bei der Siegerehrung die deutsche Nationalhymne gespielt. Warias: „Da war ich überglücklich.“

Wie es nun nach den ersten Erfolgen seiner Karriere weiter gehen soll, weiß Warias noch nicht so genau. „Auf jeden Fall möchte ich weiter im Paracycling-Sport aktiv sein“, sagt er. Ein Ziel, erzählt er, wäre der Europacup. Doch dazu müsste ihn der Bundestrainer nominieren. Immerhin, auf Adalbert Kromers Notizzettel dürfte Warias nun stehen. Schließlich ließ es sich der Nationaltrainer nicht nehmen, dem Vizemeister persönlich zu gratulieren.


Text: Vincent Meissner