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Sonntag 29. April ´07 (85 km, 1413 hm, 5:41 h, ø 14,8 km/h)

„Frühstück gegen 8.00 Uhr“, das waren die letzten Worte, die ich noch hörte, bevor wir die Kalauerstunde auf dem Balkon am Vorabend abbrachen. Also nichts wie raus aus den Federn und ab nach unten, um den kommenden Anstrengungen eine ordentliche Grundlage zu geben.

Das Frühstück ist wie die gesamte Betreuung durch unsere Frau Frei vom Feinsten. Bei hochgeistigem Gespräch über den Ursprung des Pietismus und dem historischem Verlauf der badisch-württembergischen Grenze vertilgen wir unser Frühstück und (fast) jeder genießt sein Frühstücksei. Kurz wird noch erörtert, wer warum von Borkenkäfern befallen wird und dann wird auch schon gepackt.

Gegen 9:00 Uhr sitzen wir dann wieder auf unseren Räder und rollen uns ein. Entgegen der eigentlichen Zielrichtung fahren wir erstmal nach Norden. Es lockt der Hohloh auf knapp 1000 Meter Seehöhe mit seinem Hochmoor und einem Aussichtsturm. Über den Dieter-Bohlen-Weg geht’s entlang der Moorflächen und wir wähnen uns schon fast auf dem Holzwege. Aber irgendwann erreichen wir dann doch noch den Aussichtsturm.

Leider ist es zu früh am Tage, so dass die Vogesen noch nicht aus dem Dunst des Rheintales hervortreten. Dennoch ist die Optik atemberaubend. Nach ausgiebiger Fotosession geht’s wieder runter vom Turm und bevor es weiter geht will Klaus jetzt sein mitgebrachtes Frühstücksei essen. Blöderweise war das Ei weichgekocht, so dass das Trikot nicht mehr alles vom zerdrückten Ei herausgibt…

Um von seinem neuen Weichei-Image möglichst schnell wieder loszukommen, übernimmt Klaus nun die Führung und es geht über weichen Torf südlich auf den Wanderweg „rote Raute mit Strich“ (=Mittelweg).
Hier erwartet uns ein wirkliches Highlight; 4 ½ Kilometer bemooster Trail ohne nennenswerte Höhendifferenz, technisch anspruchsvoll, gut zu fahren – einfach super! Thomas mit seinem Fully zieht allen davon und als man sich am Ende wieder sammelt, fährt Becky im Stehen. Die Sattelaufnahme an ihrem Magnesiumrahmen ist abgebrochen! Notdürftig können wir den Sattel fixieren, aber fahren kann man mit dem Rad eigentlich nicht mehr. Droht eine weitere Dezimierung des Fahrerfeldes?

Becky will aber keineswegs schon jetzt Zug fahren und denkt sich: „Ich mag nesium eh nicht so gerne“ und wandelt den Missstand in einen neuen Trainingsreiz. Sie fährt die nächsten 50km im Stehen, Hut ab!!

Da es trotz allem noch recht früh ist, beschließen wir, weiter nach Westen zu fahren. Nach einer trickreichen Trailabfahrt vorbei am Verlobungsfelsen durchqueren wir das Murgtal und pedalieren anstrengende 600 Höhenmeter aufwärts entlang eines Bachlaufes bis auf die Hornisgrinde.

Doch kaum sind wir endlich oben, realisiert sich die schon lang drohende Unwettergefahr. Gerade als wir auf den Panoramaweg zum Schliffkopf auffahren, entlädt sich das Gewitter. Zerrissen in verschiedene Kleingruppen und teilweise ohne Regenschutz (aha, da war doch was), versuchen die Hinteren erstmal überhaupt den Weg in Richtung Schliffkopf zu finden und dann, diesen auch zu erreichen. Zwischen Blitz und Donner („der Blitz ist 100 Meter entfernt eingeschlagen“) düsen wir knapp unterhalb des Gipfelkammes ohne wirkliche Orientierung den Wanderweg entlang. Glücklicherweise erreichen bald alle, auch die solo fahrende Karen, den trocken gebliebenen „tete de la course“, der schon bei Currywurst und Cola in einem Gasthaus auf dem Ruhesitz wartet.

Nicht zuletzt deshalb, weil es hier neben Suppe, Wurst und warmen Kaffee auch endlich die lang gesuchte Kirschtorte gibt, bleibt das Grummeln über die an dieser Stelle ausnahmsweise sub-otimale Tourenführung im Bauche stecken. Schließlich ist die Mission nun erfüllt, die weitere Strecke mehr Kür denn Pflicht!

Als dann die Sonne wieder rauskommt steigen wir ein letztes Mal auf die Räder und folgen dem tollen Panoramaweg hinüber zum Schliffkopf. Von dort geht’s es erst auf Trails, dann auf breiten Wegen nach Freudenstadt und damit auch wieder in den Autoverkehr.

Auf dem großen Marktplatz findet sich schnell ein großer Tisch und bei Nudeln und dem verdienten Finisher-Weizen lassen wir ein wenig die Seele baumeln.

Zwei Stunden später sitzen wir im Zug nach Tü und erzählen uns noch ein paar Kalauer. Spätestens jetzt erfahren alle, was der Unterschied zwischen einem Rasenmäher und einem Minirock ist und wie man am besten mit vorlauten Papageien verfährt.

Um halb neun erreichen wir Tübingen. Eine tolle Tour ist zu Ende.

Vielen Dank an Boris für diesen schönen Kurzurlaub - bis zum nächsten Jahr!