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Mission „Schwarzwälder-Kirsch“

Ein Bericht über die Schwarzwaldtour 2007 (160 km, ca 3000 hm, Fahrzeit 10:30:00 h)

Teilnehmer: Bernd, Rebecca, Karen, Carola, Boris, Klaus, Thomas, Andreas, Tobias, Sven, Achim und Lüder

Samstag 28. April ´07 (75 km, 1390 hm, 4:49 h, ø 15,5 km/h)

Es ist wieder soweit: Ende April, die ersten Mittwochstouren durch Schönbuch und Rammert sind absolviert – Zeit auf Schwarzwaldtour zu gehen!

Nachdem bei der Tour 2005 trotz mehrfachen Anfahrens bekannter Kaffeehäuser keine Schwarzwälder-Kirschtorte aufzutreiben war, konnte es für die diesjährige Fahrt nur ein Motto geben: Mission Schwarzwälder-Kirsch!

Dank Boris Organisationstalent wartet eine perfekt ausgearbeitete Zwei-Tagestour im nördlichen Hochschwarzwald auf unsere Stollenreifen. Wir brauchen uns um nichts zu kümmern, schon Wochen zuvor wurden wir per Mail detailliert über Streckenlänge, Unterkunft und Sehenswürdigkeiten informiert. Die Sahneabfahrten und anschließenden Torten können also kommen.
Pünktlich um 9.00 Uhr treffen wir uns am RV Pfeil- äh Uhland-Denkmal. Die Sonne brennt, es ist schon morgens „kurze-Hosen-warm“. Kaum vorstellbar, das die letztjährige Tour am selben Termin wegen Schneevorhersage abgesagt wurde...

Entsprechend spärlich sind einige Rucksäcke gepackt, man ist optimistisch. Einige starten in festem Vertrauen auf die Wetterprognosen sogar ohne den geringsten Nässeschutz – ob sich das wohl rächt??
Wir fahren los. Nach der Auffahrt durchs schattige Himbachtal geht es auf altbekannten Wegen entlang des Schönbuch-Südhanges.

Schnell erreichen wir über die Waldautobahn „Jägergartenweg“ die Herrenberger Serpentinen. Die Rucksackgurte werden noch mal nachgezogen und der erste große Fahrspaß beginnt.

Mit Herrenberg verlassen wir für 36 Stunden die letzte größere Stadt und damit auch den weitestgehend den Autoverkehr.

In Affstätt wird noch mal Proviant nachgefasst, vor allem werden vorsorglich Getränke gekauft. Wie sich bald herausstellt war die Sorge unberechtigt. Denn am planmäßig durchgeführtem Mittagshalt bei Wildberg stehen an der Grillstelle massig Getränke für die abendliche Feier der hiesigen Landjugend bereit. Bier ohne Ende und kein Mensch weit und breit. Selbstverständlich überprüft der RV Pfeil, vertreten durch den „Fachwart Weizenbier“ und Vorstandsmitglied A.B. aus K. sofort stichprobenartig die Verzehrtauglichkeit - Ehrensache! Aber unsere Sorge ist unbegründet: Die Oettinger-Sterbehilfe ist beste Ware und wir können ruhigen Gewissens weiter fahren.

Nach Wildberg geht es nun auch radfahrerisch in die Vollen. Über einen steilen Trail schrauben wir uns langsam auf rund 700hm. Diese Höhe halten wir für eine Weile und fahren auf tollen Waldpfaden langsam unserem Tagesziel entgegen. Aber was ist mit unserer Mission? Wir kehren in eine verschlafene Gaststätte ein – und haben wieder Pech. Auch hier gibt es keine Schwarzwälderkirsch, man speist uns (bestens) mit Apfelkuchen ab. Es ist zum Verzweifeln.

Über Gaugenwald geht es weiter, bis wir bei Simmersfeld für kurze Zeit auf der Strecke der ´05er-Tour fahren. Irgendwo hier gibt es die einzige Reifenpanne der Tour, die aber schnell mit Bordmitteln behoben werden kann.

Bald biegen wir westwärts ab und fahren auf Loipenwegen und welligen Forststraßen in Richtung Enzklösterle. Dort, präziser im Vorort Gompelscheuer, wollen wir übernachten.

Vor dem verdienten Feierabend hat Boris noch eine technisch anspruchsvolle 200 Höhenmeter Abfahrt für uns herausgesucht. Die Strecke hat es leider mehr als in sich.

Kurz nachdem Andreas über ein nicht zu erkennendes Loch im Boden Bekanntschaft mit selbigem gemacht hat, stürzt auch unser Fachwart Bernd an vermutlich derselben Stelle. Anders als bei Andreas, der „nur“ Kratzer und eine Prellung davon trug, hat Bernd leider weniger Glück. Ihn erwischt es heftiger. Alle warten besorgt und sind sehr erleichtert, als Bernd bald wieder selber, wenn auch auf wackligen Beinen, mit uns die letzten Meter zur Pension schieben und dann sogar langsam rollen kann. Nun kann Bernd sich erst einmal ausruhen.

Die Pension ist sehr gemütlich und wie für uns gemacht. Die Räder kommen in die Garage und gleich am Haus gurgelt die schmale Enz, ideal zum Mauken. Diese norddeutsche Tradition kann jedoch nur kurz gepflegt werden – das Wasser ist schlicht zu kalt. Wir geben schnell auf und steigen unter die warme Dusche. Es folgen zwei Stunden „Freizeit“ und einige schauen Sportschau. Natürlich gewinnt der VFB und Bayer verliert. Unterdessen ist auch Klaus mit Minimalgepäck aus Tübingen eingetroffen und wir wollen Essen gehen. Bernd ist mittlerweile wieder auf den Beinen, hat sich aber entschlossen, die Tour hier zu beenden. Schade, aber eine vernünftige Entscheidung. Gute Besserung!

Gedrückter Stimmung gehen wir in den benachbarten Weiler Poppeltal, wo wir mit einem Essen den ereignisreichen Tag beschließen.


Sonntag 29. April ´07 (85 km, 1413 hm, 5:41 h, ø 14,8 km/h)

„Frühstück gegen 8.00 Uhr“, das waren die letzten Worte, die ich noch hörte, bevor wir die Kalauerstunde auf dem Balkon am Vorabend abbrachen. Also nichts wie raus aus den Federn und ab nach unten, um den kommenden Anstrengungen eine ordentliche Grundlage zu geben.

Das Frühstück ist wie die gesamte Betreuung durch unsere Frau Frei vom Feinsten. Bei hochgeistigem Gespräch über den Ursprung des Pietismus und dem historischem Verlauf der badisch-württembergischen Grenze vertilgen wir unser Frühstück und (fast) jeder genießt sein Frühstücksei. Kurz wird noch erörtert, wer warum von Borkenkäfern befallen wird und dann wird auch schon gepackt.

Gegen 9:00 Uhr sitzen wir dann wieder auf unseren Räder und rollen uns ein. Entgegen der eigentlichen Zielrichtung fahren wir erstmal nach Norden. Es lockt der Hohloh auf knapp 1000 Meter Seehöhe mit seinem Hochmoor und einem Aussichtsturm. Über den Dieter-Bohlen-Weg geht’s entlang der Moorflächen und wir wähnen uns schon fast auf dem Holzwege. Aber irgendwann erreichen wir dann doch noch den Aussichtsturm.

Leider ist es zu früh am Tage, so dass die Vogesen noch nicht aus dem Dunst des Rheintales hervortreten. Dennoch ist die Optik atemberaubend. Nach ausgiebiger Fotosession geht’s wieder runter vom Turm und bevor es weiter geht will Klaus jetzt sein mitgebrachtes Frühstücksei essen. Blöderweise war das Ei weichgekocht, so dass das Trikot nicht mehr alles vom zerdrückten Ei herausgibt…

Um von seinem neuen Weichei-Image möglichst schnell wieder loszukommen, übernimmt Klaus nun die Führung und es geht über weichen Torf südlich auf den Wanderweg „rote Raute mit Strich“ (=Mittelweg).
Hier erwartet uns ein wirkliches Highlight; 4 ½ Kilometer bemooster Trail ohne nennenswerte Höhendifferenz, technisch anspruchsvoll, gut zu fahren – einfach super! Thomas mit seinem Fully zieht allen davon und als man sich am Ende wieder sammelt, fährt Becky im Stehen. Die Sattelaufnahme an ihrem Magnesiumrahmen ist abgebrochen! Notdürftig können wir den Sattel fixieren, aber fahren kann man mit dem Rad eigentlich nicht mehr. Droht eine weitere Dezimierung des Fahrerfeldes?

Becky will aber keineswegs schon jetzt Zug fahren und denkt sich: „Ich mag nesium eh nicht so gerne“ und wandelt den Missstand in einen neuen Trainingsreiz. Sie fährt die nächsten 50km im Stehen, Hut ab!!

Da es trotz allem noch recht früh ist, beschließen wir, weiter nach Westen zu fahren. Nach einer trickreichen Trailabfahrt vorbei am Verlobungsfelsen durchqueren wir das Murgtal und pedalieren anstrengende 600 Höhenmeter aufwärts entlang eines Bachlaufes bis auf die Hornisgrinde.

Doch kaum sind wir endlich oben, realisiert sich die schon lang drohende Unwettergefahr. Gerade als wir auf den Panoramaweg zum Schliffkopf auffahren, entlädt sich das Gewitter. Zerrissen in verschiedene Kleingruppen und teilweise ohne Regenschutz (aha, da war doch was), versuchen die Hinteren erstmal überhaupt den Weg in Richtung Schliffkopf zu finden und dann, diesen auch zu erreichen. Zwischen Blitz und Donner („der Blitz ist 100 Meter entfernt eingeschlagen“) düsen wir knapp unterhalb des Gipfelkammes ohne wirkliche Orientierung den Wanderweg entlang. Glücklicherweise erreichen bald alle, auch die solo fahrende Karen, den trocken gebliebenen „tete de la course“, der schon bei Currywurst und Cola in einem Gasthaus auf dem Ruhesitz wartet.

Nicht zuletzt deshalb, weil es hier neben Suppe, Wurst und warmen Kaffee auch endlich die lang gesuchte Kirschtorte gibt, bleibt das Grummeln über die an dieser Stelle ausnahmsweise sub-otimale Tourenführung im Bauche stecken. Schließlich ist die Mission nun erfüllt, die weitere Strecke mehr Kür denn Pflicht!

Als dann die Sonne wieder rauskommt steigen wir ein letztes Mal auf die Räder und folgen dem tollen Panoramaweg hinüber zum Schliffkopf. Von dort geht’s es erst auf Trails, dann auf breiten Wegen nach Freudenstadt und damit auch wieder in den Autoverkehr.

Auf dem großen Marktplatz findet sich schnell ein großer Tisch und bei Nudeln und dem verdienten Finisher-Weizen lassen wir ein wenig die Seele baumeln.

Zwei Stunden später sitzen wir im Zug nach Tü und erzählen uns noch ein paar Kalauer. Spätestens jetzt erfahren alle, was der Unterschied zwischen einem Rasenmäher und einem Minirock ist und wie man am besten mit vorlauten Papageien verfährt.

Um halb neun erreichen wir Tübingen. Eine tolle Tour ist zu Ende.

Vielen Dank an Boris für diesen schönen Kurzurlaub - bis zum nächsten Jahr!